So wirr, wie auf dem Cover geht es aber nicht zu. Früher wurden Screaming Females für ihren DIY-Charme aus der Garage gefeiert, heute bestechen sie durch ein prall gefülltes, aber aufgeräumtes Album. Und das auf voller Länge. 15 Songs sind fünf zu viel? Nicht auf “All At Once”. Fast keinem Song mag man seine Daseinsberechtigung absprechen. Lediglich das nach einem Demo klingende “End Of My Bloodline” wirkt unfertig und deplatziert. In jedem anderen Song wissen Screaming Females ganz genau, wo sie hinwollen. Die dafür hauptverantwortliche Marissa Paternoster ist nicht nur eine begnadete Gitarristin und somit gerade zur rechten Zeit zurück auf der Bildfläche. Sie ist im Besitz einer Stimme, die sich in jeder Lage wohl fühlt, und der man auf “All At Once” beim Herumtoben zuhören kann. In den ersten drei Songs “Glass House”, “Black Moon” und “Ill Make You Sorry” gibt es nacheinander dramatischen Post-Punk, bissigen bis hymnischen Punk und scheinbar lieblichen Indiepop, immer mit einer Prise guten alten Hardrocks versehen. “Agnes Martin” und “My Body” führen das später riff-lastig fort, das abschließende “Step Outside” driftet Richtung Psychedelic. Das zweigeteilte “Chamber For Sleep” erinnert in Sachen Charme und Hüftschwung an Blondie und die B-52’s. “Deeply”, das hauptsächlich auf Keyboard und Schlagzeug reduziert ist, hätte auch Tegan & Sara gut gestanden, aber die wollten die Sache mit dem Rock ja nicht mehr. Warum nochmal, fragt “All At Once” und springt zum nächsten Argument für mehr Gitarren.
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