Sumac
American Dollar Bill... (mit Keiji Haino)
Text: Carsten Sandkämper
Denkt man konventionell: alles. Keiji Haino ist seit den 70ern als einer der radikalsten japanischen Avantgarde-Musiker in allen möglichen Konstellationen präsent. Jim O’Rourke, Fred Frith, Thurston Moore, Sunn o))), Bill Laswell, Zeitkratzer, Faust und Peter Brötzmann: Mit allen hat sich das musikalische Multitalent bereits gemessen. Die Ergebnisse der Freeform-Improvisationen sind alles, nur nicht eindeutig. Anarchistisch, dem Moment verpflichtet, gespannt bis in die Fingerspitzen erzeugt Haino psychotische Atmosphären und Klanginstallationen. Im vorliegenden Fall reisten Sumac nach Japan. Das Trio aus Aaron Turner, Baptists-Schlagzeuger Nick Yacyshyn und Russian-Circles-Bassist Brian Cook konfrontierte Haino mit der geballten Lautstärke aus ungefiltertem Noise und monotonaler Gewalt. Keine Riffs, keine Metal-Klischees, kein RocknRoll. Die Abwesenheit jeglicher Struktur, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Gnade für den Hörer, ist das Privileg des Improvisierenden und der Zahnschmerz des Hörers. Das Überwältigende im Moment seiner Entstehung lässt sich in den seltensten Fällen konservieren. “What Have I Done?” und “Im Over 137% A Love Junkie But Still Its Not Enough” zerfallen auf dem Album in jeweils zwei Teile, akustisch wenig bis gar nicht miteinander verwandt. Diese Stücke bieten so wenig Anhaltspunkte, dass man sie am ehesten mit ausgeknipster Ratio erleben sollte. Und selbst dann bleibt einem nichts als eine Predigt über Krach, in einer Sprache, die kaum einer versteht.
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