Es gibt noch Momente auf “Where I Go When I Am Sleeping”, in denen der Waliser brüllt und fuchtelt, als ginge es um Liebeskummer oder sonstige Dramen, aber die meiste Zeit ist er ganz schön ruhig. Es ist nur seine physische Gesundheit, die ihm sein ganzes Leben lang zu schaffen macht, in ihren zynischsten Zügen dafür sorgt, dass seine Colitis-Medikamente seine Glasknochen noch leichter brechen lassen – falls er sie in depressiven Phasen überhaupt nimmt. Über so etwas singt es sich besser klar bis schläfrig. Nachdem Casey die Liebes- und Leidenssongs ihres Debüts “Love Is Not Enough” 2016 noch etwas ungelenk zwischen Flanellhemden-Post-Hardcore und Livejournal-Screamo hin und her schickten, entscheidet sich das zweite Album nun für melancholische Flächen mit Hang zum Kitsch, die in den besten Fällen an Bands wie Balance And Composure oder Citizen erinnern, um in den schlechtesten dann doch wieder in Tumblr-Poesie zu versinken: Just when I had no one, I had depression/ Its the only constant in my life that I could depend on. Weaver verarbeitet sein Leben gerne in Phrasen, die ihm und seinen Fans offensichtlich helfen, auch wenn sie für Außenstehende zu viel sein können. Am beeindruckendsten bleiben die Textstellen, in denen er einfach nur nacherzählt wie im Opener “Making Weight”, der davon handelt, wie seine Mutter ihn bewusstlos und blutend vom Badezimmerboden auflesen musste, oder – wie in gleich drei Songs des Albums – einfach nur schweigt und die Instrumente für sich sprechen lässt.