Metal und seine Klischees: Einerseits sorgen sie seit Dekaden dafür, dass sich hier alle, denen die neusten Trends zu albern sind, sofort wieder wie zuhause fühlen können, andererseits ist nicht immer ganz eindeutig, wo Wertbeständigkeit endet und Parodie beginnt. White Wizzard aus L.A., also Bassist, Gitarrist und Chef-Kutte Jon Leon und seine wechselnden Mitmusiker, schrammen nur haarscharf an letzterer vorbei. Ist das jetzt Heldenverehrung oder Verballhornung, wenn Sänger Wyatt Screaming Demon Anderson die Zeilen Corporate politicians/ Pig head kings and queens/ Taking you for a ride/ Illusion behind the scenes, exakt so phrasiert, als würde gleich der Painkiller um die Ecke kommen, um aufzuräumen? Ist das überhaupt noch wichtig, wenn Anderson seinem Spitznamen dabei alle Ehre macht, die Gitarren in “Infernal Overdrive” so schön sägen und der Bass so herrlich grummelt? “Storm The Shores” hakt ohne Umschweife die anderen Eminenzen von der Insel ab, wobei Iron Maiden in ihren Kriegsgeschichten niemals so platt zum Veteranengedenken aufrufen würden. Eine Sache, mit der es White Wizzard Metalheads auch nicht ganz einfach machen, ist ihr Hang zur Überlänge. Bezeichnenderweise ist es unter anderem der Kritiker-Diss “Critical Mass”, der ruhig ein paar Minuten kürzer sein könnte. Da die Melodien aber sitzen und mit gelungenen Folk-Anleihen in “Pretty May” und dem bedrohlichen “Metamorphosis” für Abwechslung gesorgt ist, lässt sich das verschmerzen.