Eine fertige EP hatte das Nürnberger Trio um Gitarrist und Sänger Miguel Mayorga, Bassist Nick Andrade und Schlagzeuger Julian Lorson, der mittlerweile von Johannes Pressl ersetzt wird, bereits verworfen: Sie waren mit der Qualität des Materials nicht zufrieden. Daraufhin bastelten sie ein Jahr lang an neuen Ideen, die auf zahlreichen Konzerten getestet und anschließend mit dem Blackmail-Gitarristen Kurt Ebelhäuser aufgenommen wurden. Der hat mit seinen Arbeiten für Bands wie Frau Potz, Adam Angst und Pascow sein Händchen für junge deutsche Bands bewiesen. Während sich die Genannten eher im Post-Hardcore und Punk zuhause fühlen, schlagen Betamensch ihre Zelte zwischen Madsen und Kaffkönig auf. Sie setzen auf unmittelbare Eingängigkeit und große Refrains, ohne in schwülstigen Bombast abzudriften. Der Opener “Ein Blick” ist ein druckvoller Song, der mit Zeilen wie Keine Zeit/ 24/7 stehe ich bereit/ Im grellen Schein/ Angeschlossen und vernetzt und so allein die Sucht nach Anerkennung thematisiert, die in sozialen Netzwerken gesucht wird, aber nicht zu finden ist. Zum Ende steigert sich “Mayorga” in beschwörende Schreie, um seinen Mitmenschen deutlich zu machen: Ich weiß/ Wir könnten/ Wenn wir wollten. Die stampfende Hymne “Surreal” hingegen rückt den gesellschaftlichen Leistungsdruck in den Fokus, während Splitter von einem versuchten Suizid erzählt. Bei der Wortwahl ihrer Texte halten es Betamensch wie mit ihrer Musik: einfach, aber auf den Punkt.