Denn diese vielschichtige Schlägerei hier macht Spaß. Hass, Dreck und Wut alleine reichen heute längst nicht mehr als Alleinstellungsmerkmal aus. Das kann schließlich jeder. Barren Womb greifen dem Lebensgefühl auf ihrer dritten Platte weit mehr Momente ab, als der erste Eindruck erwarten lässt. Das liegt auch daran, dass Timo Silvola und Tony Gonzalez nicht nur vorbildlich grob Schlagzeug und Gitarre zerdeppern, sondern zieloptimiert in die Komfortzone kotzen, wie das Matt Caughthran von The Bronx leider nicht mehr so oft tut. Da sind beispielsweise “Cave Dweller” oder “Theory Of Anything” und die hässliche Ahnung zu finden, dass es tatsächlich noch so etwas wie echte Noiserock-Hits gibt. Und Melodien, die sich gerade noch mit Ach und Krach ihren Weg durch das sagenhaft spröde Stop-and-go-Gerumpel kämpfen. Klar, der Kinderchor als konterkarierendes Element ist mittlerweile auch hinlänglich weggevespert, doch “Mad 187 Skills” eröffnet auch den Weg vom Garagencore zu Pop, nur um dann in einem angefunkten Black-Metal-Inferno in Flammen aufzugehen. Scheiß auf den Feuerlöscher, lass brennen. Schließlich die finale Schelle: “Russian Handkerchief” schlägt erstaunlicherweise die Brücke zu Motorpsycho, Barkmarket oder den zu Unrecht längst vergessenen Mink Stole – doch ohne diese Brücke wieder mutwillig zu sprengen. Klare Sache: Da ist jede Menge Liebe drin. Trotzdem: Die nächste Band, die was von the writings on the wall rumbrüllt, muss den Spruch überpinseln. Echt jetzt.
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