Natürlich ist alles an dieser durchaus sympathischen Platte auf Nostalgie ausgelegt: Das Bandlogo, das mit seinen grafisch verschachtelten Buchstaben an Anthrax oder Kreator erinnert, die schlichte Comic-Gewalt in Songtexten wie “Predator (Skinned Alive)” oder “Ebola” und natürlich das giftige Artwork von Altmeister Ed Repka, der für etliche Klassiker von Death über Nuclear Assault bis Megadeth verantwortlich ist. Trotzdem bleibt ein wesentliches Element des klassischen Thrash Metal auf der Strecke: die Spur Wahnsinn, der unbedingte Zerstörungswille, den alte Platten von Dark Angel, Evildead oder Kreator versprühen. Im Vergleich wirken Traitor ausgebremst, was auch mit der undynamischen Produktion zusammenhängt. Denn riffen können die Schwaben, und der Gesang von Andreas Mozer ist nahe an der Perfektion, ein heiseres Fauchen irgendwo zwischen Mille und dem jungen Max Cavalera. Die Krux ist, dass der Sänger hier gleichzeitig auch der Schlagzeuger ist, und da sind seine Qualitäten begrenzt. Fast müde klingt das eindimensionale Drumming unter den High-Speed-Gitarren, dazu haben die Becken keinerlei Wucht und verpuffen als leises Zischen. Damit vergeben Traitor die Chance, mit einem anderen Schlagzeuger, einer raueren Produktion und einer Spur mehr Zügellosigkeit im deutschen Untergrund in einer Liga mit Space Chaser, Headshot oder Pripjat zu spielen. So bleibt eine ehrliche Platte, deren Highlights “Crucifixion” und “Pieces Of The Pale” auf jede Dosenbier-Party passen. Wenn danach “Pleasure To Kill” oder “Darkness Descends” läuft, wird die Stimmung aber nochmal steigen.
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