Biffy Clyro
MTV Unplugged: Live At Roundhouse London
Text: Daniel Thomas
Jede Band, die sich der Herausforderung Unplugged-Konzert stellt, sollte ein paar essenzielle Dinge gut überdacht haben: Welche Songs dürfen ins Set? Wie können sie am besten um- und die Show selbst treffend in Szene gesetzt werden? Die Ärzte zählten für ihre “Rock’n’Roll Realschule” auf ein Schülerorchester mit Chor. Biffy Clyro halten es dagegen deutlich übersichtlicher: Lediglich eine zusätzliche Cellistin unterstützt die gewohnte Live-Besetzung des Trios, die seit Jahren von den beiden ehemaligen Oceansize-Mitgliedern Richard Gambler Ingram und Mike Vennart komplettiert wird. Ganz anders sieht es bei der Inszenierung aus, die das Prädikat ausgefallen verdient. Biffy Clyro sitzen auf einer Insel-Bühne, die aussieht, als hätten man sie einer Szene von Darren Aronofskys filmischem Desaster “The Fountain” geschnitten. In der Mitte steht der mit Lichterketten behangene Baum vom “Opposites”-Cover, in dessen Schatten Gambler am Piano und Vennart an der zweiten Akustikgitarre Platz nehmen. Die Stammbesetzung aus Simon Neil und den Johnston-Brüdern James und Ben wird mit einem goldenen Lichtkegel himmlisch angeleuchtet. Überall ragen Äste, Moos und Grünzeug in die Garten-Eden-Analogie. Die Szene hat etwas Surreales, die Songs nicht. So nahbar und verletzlich hat man die Schotten noch nicht gehört. Das gibt vor allem Schmachtfetzen wie “Re-Arrange”, “Opposite” oder “Medicine”, die Fans der frühen Tage zuletzt immer häufiger sauer aufstießen, eine neue Qualität. Diese Stücke stehen hier resoluter im Raum als im Stadion. Härtere Songs wie “Biblical” oder “Bubbles” setzen Biffy Clyro überraschend anders um. Den Stücken geht dabei aber zu viel Energie und Kante verloren, um den Originalen das Wasser reichen zu können. Die besten Momente entstehen allerdings aus den Songs, die man nicht auf dem Schirm haben konnte. Mit Mundharmonika spielen Biffy Clyro “Drop It”, den “Puzzle”-Bonustrack der UK-Limited-Edition, kurz darauf einen nagelneuen namens “Different Kind Of Love” und als Krönung ein Cover des Beach-Boys-Klassikers “God Only Knows”, dessen Chorus-Zeile sich Simon Neil vor Jahren über die Brust tätowieren ließ. Neils Stimme bricht mehrfach, wenn er die erste Strophe zunächst tief ansetzt und dann eine Oktave nach oben transponiert. Noch emotionaler wird es im Londoner Roundhouse nur mit dem finalen “Machines”. Wenig verwunderlich, war das doch schon immer Biffy Clyros bester Akustiksong.
weitere Platten
The Myth Of The Happily Ever After
VÖ: 22.10.2021
A Celebration Of Endings
VÖ: 14.08.2020
Balance, Not Symmetry (Soundtrack)
VÖ: 17.05.2019
Ellipsis
VÖ: 08.07.2016
Similarities
VÖ: 18.07.2014
Opposites – Live From Glasgow
VÖ: 29.11.2013
Opposites
VÖ: 23.01.2013
Revolutions - Live At Wembley
VÖ: 24.06.2011
Lonely Revolutions
VÖ: 23.08.2010
Only Revolutions
VÖ: 09.11.2009
Missing Pieces
VÖ: 14.05.2009
Singles 2001–2005
VÖ: 17.07.2008