Hype oder Hit, berechtigt oder nicht – die Antwort auf diese Fragen gibt “Showbiz”, dauert genau 49 Minuten und 52 Sekunden und lautet schlicht und einfach: Ja. Und wie! Das britische Trio schüttelt eine der schönsten und aufregendsten Platten des Jahres aus den Ärmeln, die einen mehr als einmal fragen lässt, ob hier nicht die Biographien von Chris Wolstenholme, Matthew Bellamy und Dominic Howard redigiert wurden. Die sollen erst Anfang 20 sein? Dammit! Muse erweisen sich als virtuose Meister der Gefühlsklaviatur und erstellen im Emotionsüberschwang die Blaupause für die Rockoper 2000, an der sich eine ganze Menge Musiker messen müssen und wahrscheinlich die Zähne ausbeißen werden. Das britische Trio macht einfach alles richtig; auf “Showbiz” stimmt das Verhältnis zwischen alles wollen und alles können jederzeit. Hier kommt Cobain‘sche Wut genauso authentisch auf den Punkt wie das dramatisch-schwülstige Arrangementvermögen eines Freddy Mercury zu frühen Queen-Zeiten, trifft Placebos Sinn für lasziven Ausdrucksrock auf die verletzlichen Tiefseelen-Epen Radioheads. Dieses Album hat mehr große Gesten und Momente parat als so manche Oscar-Verleihung und WM-Pokalübergabe zusammen, bietet wohlplazierte Spannungsbögen und unerwartete Wendungen sowohl in Albumlänge als auch im Binnenformat der einzelnen Songs, die in Hitchcocks bester Suspense-Tradition stehen und auch bei täglichem Konsum nichts, aber auch gar nichts von ihrem Reiz verlieren. Beängstigend gut.
weitere Platten
Will Of The People
VÖ: 26.08.2022
Simulation Theory
VÖ: 09.11.2018
Drones
VÖ: 05.06.2015
The 2nd Law
VÖ: 28.09.2012
The Resistance
VÖ: 11.09.2009
Black Holes And Revelations
VÖ: 30.06.2006
Absolution
VÖ: 22.09.2003
Hullaballoo
VÖ: 01.07.2002
Origin Of Symmetry
VÖ: 17.07.2001