“Gutters” hatte dafür keine Kompromisse mit einer Plattenfirma nötig – die Band besorgte sich 30.000 US-Dollar per Crowdfunding und warf den Fans das Album ein Jahr später ohne viel Aufhebens in den Schoß. Im Unterbau ist nun alles wie zuvor: Gitarrist Zack Lopez und Schlagzeuger Sean Stockham schlagen krachend zwischen Alternative, Garage Rock und Punk los wie ihre Power-Duo-Peers Japandroids, Royal Blood oder Death From Above. Genau wie deren aktuelle Alben tauschen aber auch Middle Class Rut auf “Gutters” zunehmend blanke Riff-Killer gegen eine dichte, auch mal subtil lüsterne oder psychedelische Atmosphäre ein. Nur fällt es dem Duo noch leichter als den Kollegen, standen ihre satten Melodien doch immer in der Tradition breitbeiniger 90s-Alternative-Bands wie Jane’s Addiction oder Filter. Während der Vorgänger “Pick Up Your Heads” (2013) konstant wie vom anderen Ende der Fabrikhalle eingebrüllt, aggressiver, metallischer und düster verschattet klang, platzen die Songs von “Gutters” gefühlt aus allen Nähten, so voll, rund und druckvoll brechen sie aus den Boxen. Zum Glück lassen Middle Class Rut ihre Kraftpakete atmen. Sie gehen öfter ins Mid-Tempo, rücken in “Desert Road” die Toms nach vorn, suchen in “Long Way Home” die Queens-Of-The-Stone-Age-Erotik, stellen in “No Sale” einen sinnlichen Melodiebogen ins Zentrum des Songs, türmen in “If You Want It” die Akkorde auf und lassen sie The-Who-mäßig einstürzen. So schön haben die scheppernde Wucht des Garage-Punk und der Hang des Alternative zum glamourös Erhabenen lange nicht zusammengefunden.