Natürlich ist es etwas vermessen, dem vierten Album der Amerikanerin die Qualität eines Klassikers zuzusprechen, ohne das vergleichbar großartige “Marked For Death” aus dem Jahr 2016 im gleichen Satz zu nennen. Rundle hat nach Jahren des Vagabundierens durch Duo- und Trio-Besetzungen in The Nocturnes, Marriages und als Musikerin bei Jaye Jayle sowie den Red Sparows gelernt, ihre Energie selbstbewusst in die eigenen Songs zu stecken. Das Ergebnis ist ein berauschend melodiöses und tieftrauriges Amalgam aus verhalltem Indierock, Folk und Verzerrung. Sie macht es dabei einfach, ihre Songs zu lieben. Sometimes the night is a prison, heißt es in “Races”, und allein diese Zeile beschreibt die Stimmung des Albums perfekt. Ohne große Komplexität, dafür mit prägnanten Melodien hält Rundle uns in ihrem Gefängnis aus tiefgestimmten Gitarren. Während “Dead Set Eyes” an Low erinnert, könnte für “Control” PJ Harvey Pate gestanden haben. Der Art, in der Rundle ihre Stimme als Sängerin und ihren Ton als autodidaktische Gitarristin gefunden hat, hört man die Authentizität, Tiefe und Reife an. Dass sie auf dieser Platte mit Partner Evan Patterson von Jaye Jayle sowohl songschreiberisch als auch musikalisch eng zusammengearbeitet hat, gibt dem Album eine zusätzliche Dimension und dennoch größere Geschlossenheit als “Marked For Death”. Hier wird an keiner Stelle mit Noise oder Effekten Bullshit getrieben, jeder Ton hat seine Berechtigung. Das böse Wort Americana lauert im Hintergrund. Aber da bleibt es auch.
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