Thom Yorke
Suspiria: Music For The Luca Guadagnino Film
Text: Matthias Möde
Das Remake des Dario-Argento-Films von 1977 kommt zwar erst am 15. November in die Kinos, seine Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig wurde aber schon mit Applaus und Buhrufen quittiert. Im Original wehen die Vorhänge der Ballettschule, die gleichzeitig Schaltzentrale eines Hexenzirkels ist, und tanzen die Menschen blutüberströmt zu psychedelischen Sounds der Prog-Band Goblin. Thom Yorke orientiert sich für seinen ersten, alleinigen Soundtrack an ein paar Motiven von damals, wählt aber eine gänzlich andere Sound-Ästhetik, zwischen Ambient, seinem Album “Tomorrow’s Modern Boxes” und Tangerine-Dream-Krautrock. Die 25 Stücke sind zwischen 35 Sekunden und 14 Minuten lang, mehr Score als Soundtrack und beinhalten etwa Schritte und menschliche Laute in “The Hooks” oder fauchende Schockgeräusche in “Synthesizer Speaks”. Man kann sich auch ohne die zugehörigen Filmszenen fürchten und zum Chorgesang in “Sabbath Incanation” ein gewaltsames Ritual vorstellen. In “The Jumps” übertönen warme 80er-Synthies das Unheil, das folgende Volk greift sie auf undtreibt sie in psychedelische Enge. “Has Ended”, mit Yorkes Sohn Noah am Schlagzeug, umfasst Gesang, so etwas wie einen “Hail To The Thief”-Groove und hebt sich damit ebenso wie der Titeltrack vom Rest ab: “Suspirium” ist eine wunderbar melancholische Piano-Ballade mit Yorkes unverwechselbarer, leidender Stimme, die es im siebenminütigen “Suspirium Finale” zusätzlich mit Ambient-Sounds und Streichern des London Contemporary Orchestras zu tun bekommt.
weitere Platten
Anima
VÖ: 27.06.2019
Tomorrow's Modern Boxes
VÖ: 26.09.2014
The Eraser RMXS
VÖ: 27.08.2008
The Eraser
VÖ: 07.07.2006