Touché Amoré
10 Years / 1000 Shows - Live At The Regent Theater
Text: Britta Helm
Es fällt erwartungsgemäß schwer, an “10 Years/1000 Shows” überhaupt irgendwas verkehrt zu finden – dass sie “Gravity, Metaphorically” auslassen, dass Julien Baker nicht mit auf der Bühne steht, dass das Cover aussieht wie eine Pop-Art-Küchenuhr? Als würden wir sie uns nicht alle sofort aufhängen. Auch nach 999 gefühlt perfekten Touché-Amoré-Konzerten macht das 1.000. verpasste immer noch neidisch. Kurt Ballou hat abgemischt, wie die Band aus Los Angeles zehn Jahre und hundertmal so viele Auftritte im Regent Theater gefeiert hat, und selbst wenn man nicht mehr weiß, wo man selbst am 16. Februar 2018 war, ist sicher: So gut kann es da nicht gewesen sein. Dabei machen Touché Amoré eigentlich nur, was sie immer machen: Das Konzert mit dem phänomenalen “-” eröffnen und dann bis “Honest Sleep” nicht mehr Luft holen. Insgesamt 29 Stücke sind auf “10 Years/1000 Shows”, davon nur zwei als längere Ansagen gekennzeichnet, und das auch erst weit hinten im Konzert. Vorne sagt Jeremy Bolm nicht viel, außer einmal, am Ende von “Rapture”: Were Touché Amoré from here. Das Publikum hört das mehr als gerne. Später erklärt er kurz, dass er Los Angeles den alten Texten zum Trotz inzwischen doch ziemlich mag und man Bands immer nur mit seinen besten Freunden gründen sollte. Dann kommen Patrick Kindlon und Jordan Dreyer noch mal auf die Bühne, um die Songs ihrer jeweiligen Split-EPs mit ihm zusammen zu singen. Wenn diese Show in einem Punkt noch einen Hauch großartiger ist als alle anderen, die Touché Amoré je gespielt haben, dann in Sachen Freunde. Als Support gab es nicht nur Self Defense Family und La Dispute, sondern auch Warm Thoughts, das Emo-Nebenprojekt von Schlagzeuger Elliot Babin, das sonst ungefähr nie auftritt, und auch wenn sich der Mitschnitt auf die Hauptband beschränkt, hallt das alles nach. Selbst die gemeinsamen B-Seiten haben hier nichts Obskures, weil bei Touché Amoré immer alles Hits sind, von melodischeren Trauersongs wie “Flowers And You” oder “Palm Dreams” über den alten Hardcore-Mitklatscher “And Now Its Happening In Mine”, bei dem Bolm längst die Stelle über Morrissey ausgetauscht hat, bis zu einem ursprünglich mal so ruhigen Selbstmitleidsstück wie “Condolences”, das mit vollem Publikumschor zu einem Gänsehautmoment wird, der fast dem traditionellen ganz am Schluss Konkurrenz macht: Im losing sleep/ Im losing friends…. Auch wenn Songs, Stimmung und Mitklatscher in Los Angeles fast so klingen wie in, sagen wir, Berlin: größter Fehler ever, nicht dabeigewesen zu sein.
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