Auf die einen wirkt das sehr durchdacht und leicht hüftsteif, was den anderen wiederum umso heiliger ist, gerade weil der Sound ohne den ganzen intuitiven Gefühlsballast auskommt. Tatsache ist: Wenn ihre zwölf bisherigen Alben so etwas wie empirische Fallstudien waren, dann ist “25” jetzt die Doktorarbeit, in der die wichtigsten Erkenntnisse kulminieren. Freilich mit Gastautoren, weil ein so umfangreiches Unterfangen selten ohne Unterstützung verwirklicht werden kann. Archive nutzen die Gunst des Jubiläums, um erstmalig mit neuen Leuten wie den britischen Indierockern Band Of Skulls für “Remains Of Nothing” zusammenzuarbeiten. Laut Gründungsmitglied und Keyboarder Darius Keeler handelt es sich hier um eines der besten Stücke, das sie je gemacht hätten. Und tatsächlich zählt der bestimmt mäandernde TripHop-Song mit seinen repetitiven und leicht psychedelischen Bass- und Gitarren-Figuren zu den Glanzpunkten der acht neuen Tracks, die sich auf insgesamt vier LPs verteilen. Einen weiteren neuen Song haben Archive mit Steve Mason geschrieben, dem derzeitigen Lieblings-Songwriter aller Indierockmusiker. “Lightning Love” ist das progressive Liebeslied, das aus Versehen am Lagerfeuer passiert, wenn die Protagonisten ansonsten von Lagerfeuern nichts wissen wollen. Allein diese beiden Songs dürften für den eingefleischten Aficionado die Anschaffung rechtfertigen. Nimmt man noch die beiden neuen Pianoballaden “Hyper Real” und “Heartbeats” mit Maria Q als Sängerin dazu, ist “25” bereits viel mehr als bloße Nabelschau für Komplettisten. Der schiere Umfang dürfte Einsteiger allerdings vor eine Herausforderung stellen und empfiehlt sich nur für jene, die die dicken Brocken nicht scheuen. Schließlich versammeln Archive 35 ihrer besten Songs, darunter das Pflichtprogramm wie “Bullets”, “Again” oder “Fuck U” neben Unwahrscheinlicherem wie “Empty Bottles” oder “Violently”, plus die neuen Tracks, die sich rücklings ins Oeuvre mischen. Das ergibt in Summe erschlagende 308 Minuten Klangkunst mit einer Spannweite von Anathema bis Radiohead, von Amplifier bis Massive Attack, von Pink Floyd bis Muse. Es fühle sich wie der richtige Moment an, um Luft zu holen und eine Bestandsaufnahme zu machen, wie weit die Band auf ihrer Reise gekommen sei, sagt Keeler. Er sei stolz auf die Arbeit, die das Kollektiv im Laufe der Jahre geleistet hat. Das kann er auch sein. Die Frage ist nur, was hiernach noch kommen soll?
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