Seit 2015 gibt es Crows aus London, sie sind eine von drei Bands auf dem Label von Idles Frontmann Joe Talbot. Wer deshalb Idles-Epigonen erwartet, den erwischen die ersten Takte von “Chain Of Being” kalt. Cox ist nicht nur ein besserer Sänger als Talbot, Crows sind auch näher an den historischen Vorbildern des Post-Punk. Der Bass von Jith Armarasinghe rückt so sehr in den Vordergrund, dass Peter Hook vermutlich gerade Schluckauf hat. Dazu flirtet die Gitarre von Steve Goddard mit einem Nervenzusammenbruch, und Cox Gesang hat längst alle Hoffnungen fahren lassen und erinnert mal an Eoin Loveless (Drenge), mal an Anthony Roman (Radio 4). Statt ihren Sound fürs Radio glattzuziehen und tanzbarer zu machen wie die New Yorker, hämmern Crows mit Kraft auf ihre Instrumente ein. “Crawling” etwa steigert sich über mehr als drei Minuten mit kratzigen Gitarren, schabendem Bass und treibendem Schlagzeug. Cox proklamiert in der satanischen Prediger-Pose eines Jaz Coleman My palms are stretched to the heavens/ As these old walls fill with water, bevor der Song am Ende das Tempo um die Hälfte drosselt und einen umso wuchtiger ins Herz trifft. Dort landet auch “Tired & Failed” – ein vermeintlich gemütlicher Schunkler, in dem Cox einen jähen Abgrund aufreißt: I live in accordance with my world/ I could not just save myself/ Cause Im a coward, Im a shadow/ Of whom I once could call myself. Dann bricht die Band über ihn herein, während er sich tiefer ins Loch gräbt. Wäre der Song nicht so düster, er hätte das Zeug zur Hymne, aber vielleicht brauchen diese Zeiten solche Hymnen.