Denn Rammstein sind ein Export-Schlager, und wenn eine Holocaust-Video-Kontroverse später nun die Fans von LA bis Tokio bei Konzerten “Deutschland” brüllen dürfen, ist das politisch gruselig, ästhetisch aber nur folgerichtig – im maximal verdichteten Songtitel kommt die brutalistische Fassade der Band wie nie auf den Punkt. Während Fans und Kritiker noch an der offenen rechten Flanke die politischen Zwischentöne des mauen Stücks verhandeln, legt “Rammstein” in Sachen Deutschtum schon mit der lechzenden Technik-Sehnsucht “Radio” nach. Und “Ausländer” mäandert inklusive Italo-Disco-Beats kalkuliert zwischen Chauvinismus-Kritik und schmierig wiedergekäuten Klischees über südländische Potenz-Maschinen. Dann werden weitere Provokations-Baustellen abgearbeitet: Die notorische Brünstigkeit der von Fick-Rhythmen durchzogenen Platte bricht in der albernen Bums-Nummer “Sex” voll durch, der Text in der Rolle eines übergriffigen Stelzbocks ist dabei ein genauso abgenutzter Tabubruch wie der des mutmaßlich von Kinderschänder Marc Dutroux inspirierten “Hallomann” – Rammsteins “Monster-Porträts” “Mein Teil” und “Wiener Blut” lassen grüßen. Als neue Affekte gehen neben dezenter Selbstironie höchstens der “Carmina Burana”-artige Choral und das aggressive Riff der Kirchenkritik “Zeig dich” durch, sowie Till Lindemanns hässlich-beschädigter Refrain im “Spieluhr”-Erben “Puppe”. Vor allem die theatralische Stahlarbeiter-Poesie der zweiten Albumhälfte lädt aber zum Vergessen ein. Es ist einerlei: Der Rubel wird rrrollen.
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