Pijn
Curse These Metal Hands (mit Conjurer)
Text: Sebastian Berlich
Oft erschöpfen sich solche Kreuzungen sowohl zwischen Bands als auch Genres in simpler Addition; “Curse These Metal Hands” ist hingegen Ergebnis gemeinsamer Überlegungen zur Überwindung der üblichen, ins Endlose gedehnten Laut-Leise-Dynamiken. Zwischen der Veröffentlichung ihrer jeweiligen, niederschmetternden Debütalben, schlossen sich fünf Mitglieder aus beiden Gruppen für ein Set auf dem alternativen Metal-Festival Arctangent zusammen. Ob der Sommer oder freundschaftlicher Wettstreit verantwortlich waren, bleibt unklar, die auf den Tag ein Jahr nach Uraufführung veröffentlichten Studio-Adaptionen der vier gemeinsamen Songs legen jedoch ein Gespür für Leichtigkeit, klassischen Rock und Optimismus in den Texten an den Tag, das keines der beiden Debüts verriet. Bereits der Opener “High Spirits” lässt zwar aus sonniger Sanftmut sinisteres Grollen entstehen, flicht aber ebenso nonchalant Slash-Gedächtnis-Riffs in einen Sludge-Part, wie sich der Harmoniegesang nicht vom desolaten Ruckeln im Hintergrund aus der Ruhe bringen lässt.
Auch die Schnitte sitzen auf der Platte – exemplarisch steht hierfür “Endeavour”, das mit knapp über zwei Minuten nicht nur das kürzeste, sondern mit Dissonanzen und nachlässig-ekligem Gurgeln am Schluss auch der räudigste Song der Platte ist. Es ist beeindruckend, dass die Bands keine Angst davor haben, der Song könnte ohne kontemplative Passagen hinter dem monumentalen Post-Metal von “The Pall” wie eine Coda oder halbfertige Skizze wirken. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den drei Gitarristen zu, die hier nie zum Gag oder einer reinen Wall-of-Sound verkommen, sondern teils vollkommen verschiedene Texturen stricken, Kontrapunkte setzen oder ihre Raffinesse ausstellen. Voll entfaltet sich das in der zweiten Hälfte des Finales “Sunday”, als der Song ausbrennt und der Eindruck entsteht, jetzt ginge es doch nach bekanntem Muster, mit erneut aufzubauender Schönheit und ihrer letztgültigen Zerstörung als Machtdemonstration. Stattdessen zelebrieren Pijn und Conjurer ihre Melodien mit einer Grandezza, die weder im Post-Rock noch -Metal selbstverständlich ist. Seit Jahren suchen zahllose Bands im Genre nach der Größe alter Pioniere, suchen diese aber lediglich mit Hilfe alter Formulare. Auch “Curse These Metal Hands” ist auf solchen geschrieben, allerdings von Händen, die gerne über Linien malen, Ornamente an den Rand kritzeln und denen mehr an schöner Schrift als an harten Fakten liegt.
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