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    Elbow
    Build A Rocket Boys!

    VÖ: 15.04.2011 | Label: Fiction/Universal
    Text: Daniel Gerhardt
    Elbow - Build A Rocket Boys!

    Schon mit dem vielfach prämierten Vorgänger waren Elbow erfolgreicher, als es 40-jährige Teilzeitalkoholiker sein sollten. Von “Build A Rocket Boys!” will nun vor allem ihr Arbeitgeber den Durchbruch. Die Band stellt sich verhalten quer.

    Weiter schlimm sollte das nicht sein, “The Seldom Seen Kid” hatte schließlich auch schon zu seinen eigenen Bedingungen funktioniert und sich als musikalisch zurückgenommene Trauerarbeit nicht an Hörerhälse geschmissen. “Build A Rocket Boys!” beginnt nun in dieser Tradition mit der seltsamsten Songsequenz der Elbow-Geschichte: Auf den achtminütigen, bedächtig aufgefalteten Zoologen-Prog von “The Birds” folgt die sechsminütige, Steine erweichende E-Piano-Ballade “Lippy Kids”, der wiederum das vierminütige “With Love” folgt, ein störrischer, schläfriger Gospel mit Frauenchor und Handclaps. Hier treten zwei entscheidende Elbow-Kennzeichen hervor: ihr Hang zur Umständlichkeit und ihr Talent dafür, aus dieser Umständlichkeit echte Songs zu entwickeln, Songs aus vielen Schichten und Geschichten, die zur Länglichkeit neigen, aber doch Zugänglichkeit ausstrahlen, mehr als sie eigentlich sollten. Vielleicht liegt das am Sänger und Texter Guy Garvey, einem Mann, von dem man sofort glauben will, dass ihm hundert Leute hinterherlaufen, wenn er nachts und besoffen die Bahnhofstraße in Manchester entlanggeht. Garvey ist einer von denen, die als „einer von uns“ bezeichnet werden, er setzt sich gegen die Ausbeutung junger Bands in seiner Heimat ein, hat ohnehin einen großen Gerechtigkeitssinn, und er vergisst nichts. “The Seldom Seen Kid” entstand unter dem Eindruck des plötzlichen Tods von Brian Glancy, einem Ein-Mann-Eckpfeiler der Musikszene von Manchester, und auch “Build A Rocket Boys!” hat ein Lied für ihn, das nur aus Bass und zwei Synthies zusammengesetzte “The Night Will Always Win”. „I miss your stupid face/ I miss your bad advice“, singt Garvey hier, so wie es seine herzliche, kneipenhumorige Art ist, aber eigentlich geht es darum, sich Gedanken an die Toten in der Nacht vom Leib zu halten, denn die Nacht macht alles nur noch schlimmer. Solche Songs zeigen Garvey als großen, nie aufdringlichen Mitfühler, der seine Texte auch dort sucht, wo es schon ein bisschen komisch riecht: In “The Birds” denkt ein alter Mann an die letzte Begegnung mit seiner großen Liebe zurück, es ist alles sehr traurig, aber auch romantisch, irgendwie, und dann wird der Song von einem der vielen Synthies überrollt, die Elbow diesmal gekauft und benutzt haben. Eine neue Stimme kommt dazu, watscht den Alten ab: „What we gonna do with you?/ Same tale every time.“ Guy Gurvey steht in der Ecke der Szene und guckt sich auf die Schuhspitzen.

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