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    Spice
    Spice

    VÖ: 17.07.2020 | Label: Dais/Cargo
    Text:
    Spice - Spice

    Melodieseliger Post-Hardcore? Kantiger Alternative mit Post-Punk-Anleihen? Statt ewig zu grübeln, wie Spice korrekt umschrieben sind, sollte man es sich mit dem genauso treffenden Stempel Indierock leicht machen und gleich einsteigen in eines der besten Debüts des Jahres, die niemand auf dem Zettel hatte

    Von der Sorte gibt es immer ein paar, und jedes Mal ist man aufs Neue erfreut über die unerwartete Lieblingsmusik. Beim 2018 aus ganz Kalifornien zusammengekommenen Bandprojekt um die Ceremony-Mitglieder Jake Casarotti (Schlagzeug) und Ross Farrar (Gesang) handelt es sich um eines der nonchalanten, denen aber jederzeit anzumerken ist, dass Profis am Werk sind. Denn nach ein bisschen Proberaum-Gemurmel, einem leisen „alright, go“ und einer Gitarre, die sich kurz warmschrammelt, demonstriert der Opener “First Feeling” mit seinem prominenten, unnachgiebigen Beat zum mühelos gleichauf bleibenden Basslauf unvermittelt zwei der Stärken von Spice. Auf dem Zeitstrahl des Albums fangen mehrere Songs so an, bevor die Lead-Melodie sie einen Atemzug später umwickelt hat. “Black Car” und “The Building Was Gone” etwa, das wundervolle “All My Best Shit” ebenfalls – und würde “I Don’t Wanna Die In New York” nicht nach drei Minuten herunterfahren und entspannt ausklingen, gäbe es auf Anhieb fünf neue Positionen auf der Power-Jogging-Playlist. Sei’s drum, vier sind auch keine schlechte Ausbeute, zumal alle übrigen Songs (abgesehen vom wortlosen Zwischenspiel “V.O. The Night”, das entfernt an R.E.M. zu “Automatic For The People”-Zeiten erinnert) auch nichts auf Zurückhaltung geben. Ein wenig vom Gas geht “26 Dogs”, hier wie bei “Black Car” hält aber Victoria Skudlareks Violine mit ihren langgezogenen Noten auf der Stuhlkante. Richtig gelesen, Spice haben eine Violinistin, deren Beiträge stets gleichberechtigt neben dem Rock-Instrumentarium stehen. Eine halbe Stunde dauert das Album, danach ist man gewillt, beziehungsweise fühlt sich fast konditioniert, zu “First Feeling” zurück zu skippen. Möglicherweise hat man eines der vielen Field Recordings verpasst, die über die Spielzeit verstreut sind. Oder möchte hartnäckig Artverwandtes heraushören, denn direkte Vergleiche drängen sich nicht gerade auf – die größte Stärke der Band. Oder man möchte zur Abwechslung genauer hinhören, wovon Farrar singt. Einem knappen Statement der Band zufolge „von Veränderung; wie notwendig sie ist, wie gnadenlos sie sein kann und wie magisch.“ Weitere Hilfestellungen fehlen: Die Albumverpackung lässt Credits und Songtexte vermissen. Und die Suchmaschine führt selbstverständlich zum Debüt einer 90er-Girlgroup.

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