King Gizzard & The Lizard Wizard
L.W.
Text: Dennis Drögemüller
“K.G.L.W.” – so heißen nicht nur Band und geteilte Platte, sondern auch der erste und letzte Song des mit der neuen Veröffentlichung auf 19 Stücke angewachsenen Zwillingswerks. Selbst wenn das nicht als Statement gedacht war, sprechen Quantität und Rahmen eine deutliche Sprache: Das hier sind wir. Während Stu Mackenzie & Co. seit 2016 auf jedem neuen Studioalbum ihre Songs einem anderen Leitmotiv untergeordnet hatten, sind sie und ihr vielfältiges Schaffen nun selbst das Thema. So ist “L.W.” genau wie sein Vorgänger eine Art Karrierezusammenfassung: Wieder knüpfen die Australier an den mikrotonalen Psychrock-Tanz “Flying Microtonal Banana” (2017) an, vertiefen diesen jedoch höchstens, statt ihm Neues abzutrotzen. Aus “Ataraxia” wabert man spacig heraus wie bei den SciFi-Geschichten auf “Murder Of The Universe” (2017), die Songs gehen ineinander über wie auf dem Endlos-Trip “Nonagon Infinity” (2016), die mächtigen Doom-Metal-Gitarren des hypnotischen Mantras “K.G.L.W.” erinnern an den Thrash-Knüppel “Infest The Rats’ Nest” (2019). Im Unterschied zum Vorgänger “K.G.”, der mit den fluffigen Akustikgitarren von “Straws In The Wind” oder dem Disco-Psychrock “Intrasport” Akzente setzte, ist “L.W.” jedoch abseits kleiner Selbstreferenzen ein ziemlich homogener Widerpart geworden: Ein leicht zurückgelehnter, dezent vernebelter, aber konzentrierter Psychrock ohne größere Gemütsschwankungen zieht sich durch. Was nicht heißt, King Gizzard würden hier eintönig agieren: Den Opener “If Not Now, Then When” veredeln funky Stevie-Wonder-Clavinet und ein vom HipHop inspirierter Beat, “Supreme Ascendancy” klingt dank Sitar und Zupf-Instrumenten fernöstlich, “See Me” mutet mit seinen Glockenspiel-Kaskaden an wie ein vertonter Perlenvorhang. Zudem hat Gitarrist Joe Walker Geräusche wie ein MRT-Gerät, eine Zugbrücke und eine Kettensäge in den Klangteppich “L.W.” eingewoben. Doch stagniert der neue Albumteil manchmal ein wenig, vermisst man die mitreißenden Neuerungen und manischen Höhen vorheriger Alben. Das bleibt Kritik auf hohem Niveau, schließlich haben King Gizzard sich die Latte mit mindestens sieben herausragenden Platten aus den vergangenen fünf Jahren selbst schwindelerregend hoch gelegt. Zudem dürften manche Fans die Rückbesinnung auf Psychrock ohne dominanten Überbau, aber mit breiter Einfluss-Palette zu schätzen wissen. Und: Wer mal innegehalten und sich auf sich selbst besonnen hat, ist danach bereit für neue Abenteuer.
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