Trixsi
...And You Will Know Us By The Grateful Dead
Text: Ulf Imwiehe
“Frau Gott” deutete bereits 2020 an, dass sämtliche Stühle an der Theke ab sofort für die Hamburger Supergroup um Love A-Sänger Jörkk Mechenbier freigeräumt gehören. Mit ihrem zweiten Album schrauben Trixsi ihren gerne mal als ehrlichen, von kriminellen Faulenzern gespielten Arbeiter-Rock nun in olympische Höhen und fürchten keinerlei rhetorische Fallhöhe, kommt doch kein Mechenbier-Text ohne doppelbödigen und manchmal schmerzhaften Humor aus. Und weil niemand es mag, einen Witz erklärt zu bekommen, kann man diese Review auch in die Ecke pfeffern und gleich in den Plattenladen rennen. So kann man sich aus erster Hand an Fragen abarbeiten, die der Bräsigkeit der Wohlstandsverwahrlosten intellektuellen Cola-Korn in die Designerpuschen kippen. “Ach was, Sie sind also obdachlos/ Wohin schickt man Ihre Post dann bloß/ Und wo bewahren Sie ihre Vinyle auf?”, denkt Mechenbier in “Ach Meche” laut nach, und man will den Erzähler nur noch schütteln. Im Takt zu diesen zwischen Pogo, Weezer und gebrochenem Macker-Pathos changierenden Songs, die neben Scharping zum Besten gehören, was in Deutschland an grübelfreier Nachdenklichkeit zur Zeit in die Trinkhallen und Kinderzimmer gebolzt wird. Und wem spätestens beim Propellerbangen zu “Schlangenmann” nicht die weindunklen Tränen der existenziellen Ergriffenheit aus den Augen strömen, der äh kommt einfach mal in den Arm.
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Frau Gott
VÖ: 26.06.2020