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    Nick Cave & The Bad Seeds
    Murder Ballads

    VÖ: 05.02.1996 | Label: Mute/IRS
    Nick Cave & The Bad Seeds - Murder Ballads

    Vier-Ohren-Test

    Mit majestätischer Würde meistert Cave das selbstgesetzte Ziel eines Albums über das Totmachen. Er wechselt pro Geschichte/Song die Sprache/die Erzählerperspektive/die Musik/die Stimmung, macht aus einem Album einen brillanten Kurzgeschichtenband mit Soundtrack und mehr. So fischt er die Worte aus der Gosse und vergißt den Groove dabei nicht (“Stagger Lee”), wird für 15 Minuten zum detailfreudigen Amokläufer (“O`Malley`s Bar”), macht uns zusammen mit PJ Harvey das gurrende Erzählerduo, und vieles mehr. Jedes Stück ist ein neuer Film, ein Witz der Nobelklasse oder einfach nur ein guter Song. Und zum Schluß, nachdem 85 Leute auf unterschiedlichste Art und Weise den fiktionalen Tod gefunden haben, als Deckel oder – wie er es selber nennt – als “punchline”, Bob Dylans “Death Is Not The End” als tröstender Schenkelklopf und als Zaunpfahlwink, daß das alles so ernst gar nicht gemeint ist. Und so schwer zumutbar, wie der Meister sein neues Werk einschätzt, finde ich es wahrlich nicht, sondern eher das beste, was er seit langem gemacht hat.
    12/12 Carsten la Tendresse

    Zum zweiten Mal nach seinem doofen Weihnachts-Duett mit Shane McGowan (immerhin nur ein Cover) überschreitet Nick Cave die Grenze vom ihm seit jeher eigenen, stilvollen Storytelling zum bösen Kitsch: Mit seinen wildwuchernden Rosen hat er es sogar bis in die H&M-Filialen geschafft. Davon abgesehen ist “Murder Ballads” auf keinen Fall schlecht. Man weiß, daß Cave eine getragene Balladen-Rhetorik beherrscht. Bei Einordnung in den Cave-Gesamtkontext schwächelt die Platte trotzdem ein bißchen – das langgeplante Konzeptalbum über das Töten ist erstaunlich unspektakulär, streckenweise sogar regelrecht langatmig (“Crow Jane”) geworden. Natürlich mögen wir ihn jetzt trotzdem noch; “Henry Lee”, der zärtliche Blues mit PJ Harvey, und der 15-Minuten-Brocken “O’Malley`s Bar” sind auch wirklich gut. Und einer, der die Leute auf seinen Platten nur bedient hat, ist Cave ja ohnehin nie gewesen.
    6/12

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