Eminem ist kein Kunstprodukt aus dem Label-Labor, Eminem ist real. Wobei “real” hier nicht das krampfhafte Streben nach der Erfüllung bestimmter HipHop-Richtlinien meint, sondern die Art und Weise, wie er den ganz normalen Wahnsinn, den eine Trailer-Park-Existenz als White-Trash-Loser in einem Detroiter Asi-Viertel wohl unweigerlich mit sich bringt, mit all seinen Widersprüchen und Zwiespälten schildert: Der “corny-looking white boy” entwirft total gestörte Dachschaden-Plots, die vor expliziten Lyrics, Gewalt und Drogen nur so wimmeln, und schafft es dennoch, dem Hörer mit seinen exquisiten und eigenwilligen Raps immer wieder ein fettes Grinsen auf die Lippen zu zaubern – etwa wenn er in “My Fault” einer Partybekanntschaft 23 Pilze einwirft, gemeinsam mit seiner Tochter als “’97 Bonnie & Clyde” die böse Mama im Meer versenkt, oder bei “Guilty Conscience” im Duett mit Dr. Dre (der als Executive Producer wirklich fette Arbeit geleistet hat) den Seitenbespringer seiner Frau killen will. Besonders der letztgenannte Track besticht durch seinen urkomischen Dialog; Dre spielt das gute Gewissen, das den Gehörnten abhalten will, seine Knarre zu ziehen, bis Eminem ihn hämisch an seine N.W.A.-Vergangenheit erinnert und jener schließlich ein Einsehen hat: Oh fuck it, what am I saying/ Shoot ’em both! In “I’m Shady” schließlich relativiert er seine Aussagen selbst, gibt zu, dass die Mami seines Babies natürlich noch lebt (she’s still alive and bitchin’), und weist gleichzeitig seine Verantwortung dem Hörer und dem Rest der Welt gegenüber zurück: Er sei schließlich geisteskrank.
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