Von Enttäuschung kann aber keine Rede sein. Zu Beginn des Openers, der ersten Singleauskopplung “Taste In Men” könnte man für einen Moment glauben, es mit einem neuen Chemical Brothers-Track zu tun zu haben (freilich nur, bis Molkos unverwechselbarer Gesang einsetzt), und dieser frisch-beschwingte Touch tut Placebo eindeutig gut. Das folgende “Days Before You Came” ist ein netter Up-Tempo-Song in der Tradition von “You Don’t Care About Us”, und auch “Special K” ist alles andere als lahmarschig, die naiven Ba-da-dab-dab-ba-da-da-da-Chöre widerlegen charmant, die im Text vertretene These: Gravity – no escaping. Schon jetzt ist klar, dass wir es hier mit einem großartigen Album zu tun haben. “Spite & Malice” mit dem gerappten Dope, guns, fuckin’ in the streets-Refrain von Gaststar Justin Warfield mutet zwar zunächst etwas seltsam an, erweist sich aber schon bald als Kleinod in Sachen Rhythmus und Melodie. “Passive Aggressive” verbreitet noch am ehesten die deprimierende, tiefschwarze Aura von Elegien wie “My Sweet Prince”, stimmt aber doch wesentlich optimistischer, weil die eher unbekümmerte Art, die das Debütalbum auszeichnete, immer wieder durchschimmert. Auch “Blue American” ist ziemlich langsam, mellow und… “blue”, aber gottlob kein bisschen American. Nein, Oberflächlichkeit ist das genaue Gegenteil von “Black Market Music”. “Black-Eyed” mit seinem ungewöhnlichen, aber smooth rollenden Groove ist eine Perle, die nicht weniger leuchtend strahlt als die zweite Single “Slave To The Wage”, der aber wohl bei aller Schönheit für einen echten Hit leider wieder mal das kommerzielle Potential abgeht. Selbiges gilt trotz des Titels noch mehr für das darauf folgende “Commercial For Levi”, einen okayen, aber nicht gerade herausstechenden Song mit süßer Glockenmelodie. “Haemoglobin” ist alles andere als blutarm, irgendwie hat dieser Song eine schwer in Worte zu fassende hypnotische Anziehungskraft, genauso wie “Narcoleptic”, womit der eher besinnliche Ausklang dieses Meisterwerks weitergeführt wird. Beim Schlusspunkt “Peeping Tom” schließlich schmelzen auch die kältesten Herzen, wenn Molkos letzte Worte – I’m scared – im Raum stehen bleiben. Nach einer angemessenen Weile Stille setzt dann der hypnotisch-beklemmende Hidden Track ein, der mit der Textzeile black market blood schließlich den über verschlungene Pfade führenden Kreis zum Albumtitel schließt. Jetzt heißt es erst einmal tief durchatmen. Die gerade erlebte Reise verarbeiten. Und wenn die Erinnerungen langsam zu verblassen beginnen, gleich das nächste Ticket für die Schwebebahn in die Dunkelheit lösen. Ich kenne kaum eine hinreißendere, verführerischere Form von vertonter Melancholie als Placebo, und gegen Ende dieses beschissenen Sommers dürfte der Nährboden für “Black Market Music” doch äußerst fruchtbar sein. Einen Platz unter meinen zehn schönsten Platten des Jahres 2000 haben sich Brian Molko & Co. mit ihrem dritten Streich jedenfalls schon jetzt felsenfest gesichert.
Nach einer angemessenen Weile Stille setzt dann der hypnotisch-beklemmende Hidden Track ein, der mit der Textzeile black market blood schließlich den über verschlungene Pfade führenden Kreis zum Albumtitel schließt. Jetzt heißt es erst einmal tief durchatmen. Die gerade erlebte Reise verarbeiten. Und wenn die Erinnerungen langsam zu verblassen beginnen, gleich das nächste Ticket für die Schwebebahn in die Dunkelheit lösen. Ich kenne kaum eine hinreißendere, verführerische Form von vertonter Melancholie als Placebo, und gegen Ende dieses beschissenen Sommer dürfte der Nährboden für Black Market Music doch äußerst fruchtbar sein. Einen Platz unter meinen zehn schönsten Platten des Jahres 2000 haben sich Brian Molko & Co. mit ihrem dritten Streich jedenfalls schon jetzt felsenfest gesichert.
weitere Platten
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Never Let Me Go
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A Place For Us To Dream: 20 Years Of Placebo
VÖ: 07.10.2016
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