Die Angriffsflächen dieser Scheibe sind klar zu sehen und zu hören, keine Frage. Vorschnell könnte das Urteil lauten: nichts Neues, alles nur geklaut. Zugegeben passen Linkin Park auf den ersten Blick in die Kiste der üblichen Verdächtigen. Aber so einfach ist das nicht. Denn die Band aus Südkalifornien hat es geschafft, einen eigenen Stil zu kreieren, der sich natürlich durch seine kommerzielle Ausrichtung auszeichnet. Diese Band besitzt das Können, Melodie und zeitgemäße Härte so miteinander zu verbinden, dass diese Platte süchtig machen kann. Vielleicht gerade weil alle Songs gleich aufgebaut sind und der Wiedererkennungswert ziemlich hoch ist. Und nicht nur in den USA gibt es ein Publikum, dass dieses perfekte Wechselspiel zwischen HipHop, Rock und Pop nachvollziehen kann. Beide Sänger (Chester Bennington und Mike Shinoda) ergänzen sich im wahrsten Sinne des Wortes harmonisch, machen Songs wie “Crawling”, “Runaway” oder “In The End” zu absoluten Hits. Nicht nur eine Autofahrerplatte, sondern ein Stück Musik für eigentlich alle Lebenslagen. Linkin Park sitzen vielleicht zwischen den Stühlen, aber genau da ist der meiste Platz. Und den nutzen sie.
11/12 Dirk Siepe
Vor circa einem Jahr, mit Release der Glassjaw-CD, äußerte Ross Robinson, dies sei “der Sargnagel für New Metal”. Ein frommer Wunsch von jemandem, der diesen Trend schließlich mit verursachte. Folgt man diesem Bild, dann hat man es bei Linkin Park mit Zombies zu tun, die einem spanischen Gruselfilm der späten 70er entstiegen sind. Soll heißen: Vor denen hat nicht mal ein Zwölfjähriger Angst. Und Psychosen nimmt den kleinen Jungs, die hier so böse tun, auch keiner ab. Schade nur, daß der Trashfaktor von “Ein Zombie hing am Glockenseil” total verlorengeht und statt dessen mit High Tech und Effekten geprotzt wird, die einem Roland-Emmerich-Film alle Ehre machen würden. Nur machen gute Effekte eben noch keinen guten Film, und Linkin Park sind ein total langweiliges Abziehbild von bekannten, erfolgreichen, großen Bands. Das beginnt im Styling, geht in der (Bühnen- und Video-)Präsenz weiter, und endet noch lange nicht in der gesichtslosen Musik und den hippen elektronischen Elementen. Und endlich gibt es mal wieder einen DJ, der nichts Besseres zu tun hat, als in Rocksongs Platten zu kratzen! Das hatten wir ja noch nie. Dass das nicht wirklich nötig ist und vielmehr auch Atmosphäre bringen kann, zeigten die großen Helden Deftones (die ja nie wirklich Teil dieser musikalischen Brut waren, aber immer mit ihr in Verbindung gebracht wurden) mit “White Pony”. Und nun schließt sich der Kreis. Auf der gemeinsamen Tour beider Bands wird fünf Jungs aus Los Angeles gezeigt werden, wo ihre Grenzen sind: in Sacramento nämlich.
4/12 Christian Kruse
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