The Soundtrack Of Our Lives kennt jeder, der im Rocklexikon unter U wie “unterbewertet, sträflicherweise” nachschlägt. “Welcome To The Infant Freebase”, das ’96 aufgenommene und hierzulande drei Jahre später veröffentlichte Album der sechs Schweden, ist eine dieser Perlen, die man oft und gerne lieben Freunden vorspielt, die dann stets gleich reagieren: “Mann, sind die gut! Wie heißen die? Warum zur Hölle hab ich noch nie von denen gehört?” Die Band, da bin ich mir sicher, kümmern solche Überlegungen wenig. So lange am Ende der Song stimmt, ist alles andere zweitrangig. Und wenn er nicht stimmt, wird eben weitergeübt. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass man fünf Jahre für die übernächste Platte braucht. Auch “Behind The Music” setzt den Hebel Richtung rückwärts, und abermals gelingt der Trick – auch wenn nicht ganz sicher ist, wie er funktioniert: Trotz offenkundiger Verwurzelung in den Sechzigern und Siebzigern des letzten Jahrhunderts ist diese Platte nicht retro oder gar altbacken, sondern schlicht und einfach zeitlos. So zeitlos wie Led Zeppelin, Stones, Doors, Pink Floyd oder Beatles. Manche mögen das “Hippie-Scheiße” nennen und es wahlweise verachtend oder liebevoll betonen. Sollen sie. Wer so spirituell und beseelt bis zum letzten Akkord zu Gange geht, ist sich selbst Instanz genug. TSOOL meinen es gut und machen es gut. Mit einem Sound ausgestattet, der an Wärme und Schattierungen kaum zu überbieten ist, liefern sie eine Platte ab, von der ich mir sicher bin, dass ich sie auch in zwanzig Jahren noch mit Gewinn und Freude hören werde. Das Possessivpronomen im Bandnamen gilt nämlich keineswegs nur den sechs Musikern selbst; wer sich darauf einlässt, darf sich gerne zu “our” dazuzählen und den Film namens Leben von dieser Band beschallen lassen.
weitere Platten
Throw It To The Universe
VÖ: 22.06.2012
Golden Greats No. 1
VÖ: 22.03.2011
Communion
VÖ: 24.04.2009
A Present From The Past
VÖ: 09.12.2005
Origin Vol. I
VÖ: 11.10.2004
Welcome To The Infant Freebase
VÖ: 01.10.1996