Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so lange her, dass Sub Pop mit genau dieser Attitüde eine ganze Generation definiert hat?
The Black Halos kommen einem vor wie ein Relikt aus der guten alten Zeit. Vor zehn Jahren hätten sie mit ihrem Konsens-Punk größer als Gott werden können. Konsens-Punk – vor allem deshalb, weil ihre mittlerweile zweite Platte den Bogen weit spannt. Some Things Never Fall beispielsweise ist ein treibender Punkrock-Kracher im Stil der frühen Dwarves, der ein wohlig-warmes Gefühl in der Magengegend hervorruft, das einem mitteilt: Junge, das sind auch deine Roots! No Tomorrow Girls erhebt sich majestetisch mit einem großartigen Mitgröl-Refrain aus dem Sumpf, in dem die Gebeine von Rancid, Gas Huffer und Girl Trouble lagern. The Black Halos kommen aus Kanada, obwohl man sie auch locker in Seattle einsortieren könnte – auch nach zehn Jahren ist diese Stadt schließlich immer noch das Synonym für die gekonnte Verknüpfung von klassischem Punkrock mit 70s-Glam und Hardrock. The Black Halos sind, so viel steht fest, Meister ihres Fachs. Mit klarem Gewicht auf Punk integrieren sie Einflüsse solcher Glam-Helden wie Hanoi Rocks und New York Dolls ebenso mühelos wie traumhafte 77er Melodien. Stellenweise schimmern auch Hüsker Dü, Nirvana und die frühen Soul Asylum durch. Mit Grunge hat das allerdings nichts zu tun, es ist eher die Attitüde, die The Black Halos hier zu Markte tragen. Und die löst auch in textlicher Hinsicht Freudensprünge aus. Ob sie sich über the underground aint underground no more beschweren, möglicherweise aufkommende Ausverkaufs-Vorwürfe schon im Vorfeld mit einem ironischen Liebeslied wie Sell-Out Love abbügeln oder einem mit Buddy Holly and the Big Bopper, Ritchie Valens, all my forefathers. All died for nothing or so it seems. Öl auf die Lampe gießen – immer grinsen sie dabei breit und zünden ein Feuerwerk an Catchyness, dass der Pophimmel noch Stunden später bunt leuchtet.
weitere Platten
We Are Not Alone
VÖ: 14.03.2008
Alive Without Control
VÖ: 23.09.2005