Vielleicht sogar noch mehr als vorher, wenn ich sie danach dort lasse. Im Vergleich zum Vorgänger wurde hier auf galante Art und Weise genau das Auge des Massengeschmacks getroffen. Mit “Shining Light”, der ersten Singleauskoppelung und meinem persönlichen Lied 2001, haben Ash schon einen süßen Vorgeschmack auf das geliefert, was “Free All Angels” zu bieten hat. Hier machen sie einen Spagat zwischen pinkem Kirschkaugummi und erstzunehmendem Indierock. Da kann man, wie bei “Candy” auch schon mal die Walker Bros. mit “Make It Easy On Yourself” sampeln und dabei trotzdem noch tierisch cool rüber kommen. Erst kürzlich haben Ash öffentlich 200 Westlife-CDs verbrannt, um klar zu machen, dass sie richtig böse sind und RocknRoll-Musik machen, aber manch unwissender Musikhändler mag sie mit “Free All Angels” dann doch zwischen Westlife und Silverchair ins Regal packen. Da aber meine Trash-Schmerzgrenze recht hoch liegt, kann ich diese Zuordnung nur gut heißen. Nicht nur auf Teenie-Feten kann man Ash in Zukunft hören, Songs wie “Submission” und “Shark” werden auch den englischen Clubgänger richtig cool aussehen lassen. Und für Mama ist “Burn Baby Burn” die ideale Hintergrundmusik zum Schnitzelklopfen. Auch mit solch verrotzten Krachern bleibt das Album rund und stimmig, die Melodien ergeben Sinn und kratzen nicht. Nach dem zehnten Mal anhören wird es zwar etwas zu sweet, und mancher muss als Gegengift harten Stoff aus dem Regal greifen, wer aber auf der rosa Wolke aus Zuckerwatte weiterfliegen will, bleibt bei Ash. Was bei Liedern wie “Someday” und “Sometimes” rüber kommt, ist die Lust auf unbeschwertes Verliebtsein in der unschuldig-unbeholfenen Pickel-und-Zahnspangen-Version. “Free All Angels” ist mein persönlicher Vorschlag zum Soundtrack für den längst überfälligen vierten Teil von “La Boum”. Und diejenigen, die das Album nicht mögen, lasse ich bei meiner Knutschparty einfach vor der Tür stehen.
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