“A Flight And A Crash” markiert einen neuen Standort der bisher von allen geliebten Gainesville-Schwerstalkoholiker. Der Wechsel vom kredibilen Kleinstlabel No Idea über die Zwischenstation Some Records zum Punkrockgiganten Epitaph war für viele Szenepolizisten schon Grund genug, der Band bitterböse Statements ins Gästebuch zu schreiben, bis sich HWM gar genötigt sahen, diesen Schritt auf ihrer Website zu rechtfertigen. Oh Mann. Alle mal wieder runterkommen, Epitaph ist kein Major und in erster Linie nur ein anderes Indie-Label, das im Unterschied zu den Vorgängern dafür sorgen kann, dass Hot-Water-Music-Platten ohne große Probleme in vielen Läden zu beziehen sein werden. Und gemessen an der Qualität einer Platte wie “A Flight And A Crash” kann ich daran nichts Falsches finden. Natürlich klingt dieses neue, inzwischen fünfte reguläre Studioalbum anders als seine Vorgänger – nur tat das bisher jede HWM-Platte. Die Unterschiede liegen diesmal vor allem in der endlich mal wirklich guten Produktion und dem “bereinigten” Gesang. Damit ist nicht etwa das bandtypische Säufergegröhle gemeint, schließlich handelt es sich hier doch um das Bandtrademark. Aber: Wo man früher in den wenigen melodiösen Passagen oftmals die Krise bekam, gibt es jetzt nichts mehr zu meckern. Hot Water Music können singen, wer hätte das gedacht. Diese Neuerung schafft leichteren Zugang zu den wie eh und je technisch versierten Songs und sorgt bei einigen gar für erhöhtes Hitpotenzial nach bereits einem Durchgang. “A Flight And A Crash”, die erste Single “Paper Thin” und “Choked And Separated” sind kleine Ohrwürmer, keine Frage. Insgesamt aber entwickelt sich “A Flight And A Crash”, je weiter man sich in die Platte hineinhört, zu einem komplexen Machwerk, das in seiner unterschwelligen Aggressivität und gleichzeitigen Musikalität ein ums andere Mal an die fantastischen, leider viel zu früh aufgelösten Jawbox erinnert. Und das hat nun wirklich nicht viel mit Kommerz zu tun. Ich bin begeistert.
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