Slipknot haben es geschafft. Sie behandeln die ganze Welt wie Scheiße und jeder will ein Stück von ihnen haben. Dabei helfen Masken, Schlagzeilen und provokante Statements, aber Dreh- und Angelpunkt des Ganzen wird mit dieser Platte letztlich doch noch die Musik. Biederte man sich auf dem Debüt noch bei allen möglichen musikalischen Trends an, klingt “Iowa” eigenständiger und endlich so, wie Slipknot ständig behaupten zu sein: extrem. Während die harten Momente mit vollem Schub auf die Zwölf gehen, wirken die melodischen Parts wesentlich intelligenter und ausgereifter als bei dem völlig überbewerteten Reißbretthit “Wait And Bleed”. Beispiele für diesen musikalischen Fortschritt sind “My Plague”, “Left Behind” und das wirklich gute “Everything Ends”. Natürlich gibt es auch wieder reichlich Blödes zum Mitschreien – bei plakativen Textzeilen wie “People = Shit” oder “If you’re 555, I’m 666” kommt jedem normalen Menschen das Grinsen –, die wirklich bösen Stücke aber, wie das bedrohlich ruhige “Gently”, “Metabolic” oder der überlange Titelsong, besorgen es einem dann derart dreckig, dass es eine wahre Freude ist. Slipknot füllen eine Marktlücke, in dem sie Musik für Momente machen, in denen einfach nichts anderes mehr hilft als Zorn: beim frühen Aufstehen, Schulstress oder Beziehungsproblemen zum Beispiel. Ich ziehe in derartigen Situationen zwar immer noch die zeitlosen Slayer vor, aber wenn Tom Araya und Co. dann endlich mal als offizielles Schmerzmittel zugelassen werden sollten, dann haben Slipknot zumindest so etwas wie den Aspirin-Direkt-Status verdient: Wenn es mal schnell gehen muss, Mutti ruft oder nur 15 Minuten Schulpause sind, einfach “The Shape” auf Walkman hören, und alle bleiben am Leben. Herzlichen Glückwunsch.
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