Sicher, meine Assoziationen zum neuen Epos von Chris Gott (sic!) und John Leamy sind gefärbt von den Ereignissen der letzten Wochen und der möglichen Zukunft, die uns bevorsteht, aber irgendwie fügt sich mit dieser Platte endlich ein Puzzle-Teil meiner Wahrnehmung ins andere. Masters Of Reality sind es: Anfang und Ende zeitgenössischer Musik. Archaisch, auf die puren Emotionen reduziert -der Ursprung des Rock. Dann wieder verspielt, Sinn stiftend und ausformuliert bis in den letzten Winkel. Mit den Masters beginnt die Rockzeitrechnung wieder einmal von vorn – alles, was eine Gitarre halten kann, wird sich messen lassen müssen, an ihren Strukturen, ihrer Art und Weise, mit Sounds umzugehen. Und dabei ist eigentlich (fast) alles wie immer: kein wirklich festes Line-Up und kein greifbares Bandgefüge. Das besteht hier zum Teil aus den Musikern, die Josh Homme für die Aufnahmen der Desert Sessions 7 und 8 um sich geschart hatte, die zeitgleich im Nachbarstudio stattfanden. Im Ergebnis lässt sich diese Konstellation manchmal leicht herauslesen, wie z.B. in “Corpus Scorpios Electrified”, dessen handlungsleitendes Lick schon die QOTSA-Treibjagd “Regular John” anfeuerte. Der Titeltrack spannt hingegen den Bogen zurück zur Leichtfüßigkeit des ’92er Release “Sunrise On The Sufferbus”, die damals “She Got Me (When She Got Her Dress On)” begleitete. So schließt “Deep In The Hole” eine Art Kreis: Vom ersten Ton an seltsam vertraut, aber auch nach etlichen Hördurchläufen kein Gramm langweilig, liefern Masters Of Reality wiederum ein Album ab, das sowohl mit dichtem, hypnotischen Gitarrensound, als auch mit feinsten Pop-Intarsien arrangiert ist, ohne sich bei einer bestimmten Klientel anbiedern zu wollen. Und dass das zur Legendenbildung reicht, ist wohl unbestritten.
weitere Platten
Pine/Cross Dover
VÖ: 28.08.2009
Give Us Barabbas
VÖ: 26.04.2004
Welcome To The Western Lodge
VÖ: 21.06.1999
Sunrise On The Sufferbus
VÖ: 18.03.1993
Masters Of Reality
VÖ: 24.01.1988