Natürlich wird “Endlich Urlaub!” am Die Ärzte-Schaffen gemessen werden – da kann Herr U. noch so oft betonen, dass dies hier sein komplett eigenes Ding sei. Wie soll man auch aus dem Rahmen fallen, wenn im normalen Bandkosmos ohnehin alles möglich ist? Eben. So ist “Endlich Urlaub!” in seiner Gesamtheit sicher keine DÄ-Platte (soviel Western, Ska und Beatles würden die anderen wahrscheinlich auch nicht zulassen), wohl aber hätte jeder Song für sich gesehen auf einer solchen Platz und Berechtigung. Oder anders formuliert: Ärzte-Fans, die Rods und Belas Beiträge für tendenziell bemüht, unspannend und entbehrlich halten, werden hieran gewiss ihre helle Freude haben – endlich mal keine wunden Finger vom Weiterskippen. Urlaub ist auf seine Art eben unerreicht: Im Grunde ein höchst überzeugter Moralist, gelingt es ihm, seine Wahrheiten unters Volk zu bringen, ohne dabei plumpe Holzhammer zu bemühen. Das fängt bei der zynischen Lobeshymne “Lieber Staat” an und hört bei “Glücklich”, einem typischen Urlaub-Toleranzedikt, lange nicht auf. Kaum jemand kann so witzig hassen (“1000 Jahre schlechten Sex”) oder seine eigenen Schwächen aufs Korn nehmen (“Ich gehöre nicht dazu”) wie der geborene Vetter. Highlight der Platte: “Sumisu”, das neben seinen Wave-Anklängen, die die Anfangszeit der Die Ärzte zurück auf den Schirm holen, vor allem gedankliche Hinterstübchen öffnet: “Immer wenn wir traurig waren/ gingen wir zu mir nach Hause/ und dann hörten wir die Smiths“, singt Herr Urlaub – wohl nur zu gut wissend, dass inzwischen er selbst es ist, der mit seinen Songs seit 15 Jahren den “Hausi mach ich später”-Soundtrack für jede neu nachwachsende Generation liefert.
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