Incubus
Morning View
Bei solchen Vergleichen müsste es der Band eigentlich Angst und Bange werden, zumal die Erwartungen nach “Drive” nicht nur bei der Plattenfirma hoch sind. Was machen sie also? Schließen sich irgendwo in Kalifornien ein und zimmern genau das Ding zusammen, das man als drittes Majoralbum machen sollte. Make it or break it. Keine Frage, welchen Weg die Band gehen wird. Incubus haben ihren Sound endgültig kultiviert, und es scheint, als wüssten sie genau, wohin sie wollen. Trotzdem verkaufen sie sich nicht, hetzen nicht dem Erfolg hinterher. Das ist das wirklich Erfreuliche an diesem Album: Es wirkt nicht anbiedernd, sondern homogen; hier wurde nicht einfach das Erfolgsrezept von “Pardon Me” oder “Drive” kopiert, sondern Musik geschrieben, die relevant ist. Weil Incubus immer noch genügend Raum zum Interpretieren bieten. Sie sind sich treu geblieben und haben deshalb von allen neuen, mehr oder minder ähnlichen Kapellen mit Sicherheit mit die längste Halbwertszeit. Hier wurden nicht drei Singles mit Füllwerk versehen, sondern ein Album kreiert, das man am Stück hören MUSS. Ich habe das jetzt bestimmt schon über zehnmal gemacht, es wird einfach nicht langweilig. Eine dichtere Atmosphäre erzeugt zur Zeit wohl kaum eine Band des Genres. Vielleicht mag der Vergleich hinken, aber Incubus gehen an ihre Songs heran wie seinerzeit Rush: Sie verbinden Anspruch spielend und scheinbar spielerisch mit dem Gespür für das Bedürfnis des Publikums. Ob Crossover (“Nice To Know You”, “Blood On The Ground”) oder balladesk (“Mexico”, “Warning”) – hier wird auf qualitativ hohem Niveau eine Bandbreite abgedeckt, die man sonst nur von eben den Red Hot Chili Peppers und Faith No More kennt. Und da schließt sich nicht nur der Kreis dieser Rezension: Incubus haben das richtige Album zur richtigen Zeit gemacht.
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