Bis man das intensive Glühen erkennt, braucht es allerdings seine Zeit. Das Spiel mit 70er Art-Rock, Post-Punk und Pop, das die Vier aus Washington auf “Change” betreiben, macht es dem Hörer zunächst nicht einfach. Zwar mögen sie die Experimentierwut, der sie auf den Vorgängerscheiben freien Lauf ließen, zurückgeschraubt haben, dennoch fällt es ohne Songs, die einzeln herausragen und die selten unter der Vier-Minuten-Grenze bleiben, schwer, die Eckpunkte der Platte zu erkennen. Spätestens beim dritten Hördurchgang ändert sich das jedoch, und es packt einen – “Change” eben. Plötzlich wird das, was vorher Indie-Durchschnitt gewesen ist, zur bitteren Süße, die man nicht missen möchte. Der Opener “Sentimental Man” entpuppt sich als großartige Hymne mit mal säuselndem, mal lakonisch erzählendem Gesang von Frontmann Travis Morrison. Subtil, ohne Schwarz-Weiß-Malerei, gehen Texte und Musik eine Verbindung ein. Bloße Aggression und Wut gibt es hier nicht, eher eine zweifelnde Angst, die man zwar durchaus energisch (wie etwa bei “The Face Of The Earth”), aber auch immer bedacht ausdrückt. Am Schönsten wird “Change” in den melancholischen Momenten, die niemals ins Selbstmitleid abgleiten. So bestimmt sanfte Wehmut das wunderbar harmonische “Come Home”, dessen Steigerung in den mittleren Teilen der Aussage “anger`s alright, but bitterness, no” entspricht. Der Hörer, der “Change” die Zeit gibt, Wirkung und Leuchtkraft zu entfalten, stellt fest: Das ist keine Sternschnuppe, die bald wieder verglüht, sondern ein Stern, der kräftig strahlt.
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