“Storytelling” heißt das fünfte Album von Belle And Sebastian, und wieder einmal laden die Schotten den Hörer zu einer ebenso melancholischen wie wunderbaren Reise ein. Wie beim Vorgängeralbum “Fold Your Hand Child, You Walk Like A Peasant” nehmen unaufdringliche Melodien gespickt mit Sixities-Referenzen den Hörer gefangen. Insgesamt fällt “Storytelling” jedoch experimenteller aus und beinhaltet zu einem großen Teil Instrumentalstücke. Ein Umstand, der wohl der Entstehungsgeschichte des Albums geschuldet ist: Als Soundtrack-Material für den gleichnamigen Film von Todd Solondozs entwickelt, beschränken sich manche Tracks auf bloße Scores oder Dialogsequenzen. Die Arbeit als Score-Composer steht den Schotten gut zu Gesicht. Die Musik von Belle And Sebastian war schon immer geeignet, den Hörer in eine sanfte, verträumte Stimmung zu versetzten, bei der vor dem inneren Auge der eigene, kleine Film entsteht. So auch hier, etwa wenn beruhigende Pianoklänge und Streicher den Hörer bei “Fiction” betören, die Melodie von “Fuck This Shit” den Namen Lügen straft und den einsamen Cowboy in den Sonnenuntergang begleitet, oder ein Stück wie “Black And White Unite” den Hörer mit dem typisch sanften Gesang in Belle And Sebastian-Manier umschmeichelt. Voraussetzung ist allerdings, man bringt die nötige Fantasie mit.
9/12 Dirk Siepe
Muss man zwei Schotten zujubeln, nur weil sie so verdammt leise und bräsig musizieren, dass selbst unsere Großeltern Beifall klatschen würden? Muss man nicht! Denn “Storytelling” ist einfach nur eines: öde! Und wo bisher bei aller hemmungslosen Gefühligkeit zumindest ihr Songwriting Reife bewies, ist mit Ausnahme des immerhin nett swingenden “Black And White Unite” sowie des Rock-Fragments “Scooby Driver” nurmehr ein gähnendes, meist instrumentales Nichts übrig geblieben: Gefällig klimpert ein Klavier, Akustikgitarren schrängeln um die Ecke, Streicher schmalzen. Aalglatt. Man wähnt sich auf dem Schoß von Richard Clayderman, der einem – igitt! – über den Kopf tätschelt und auf den Wohnzimmertisch zeigt. An dem haben es sich Rondo Veneziano bequem gemacht, eine selbstgetöpferte Tasse Yogitee in der Hand. Danach entführt dich “Fuck This Shit” schnurstracks in die Lindenstraße, Folge 1.249, wo Mutter Beimer gerade die Mundharmonika ausgepackt hat. Wer hier das Wort Subversion anbringt, der hat nicht wirklich hingehört! Solch Gesäusel läuft sonst gerne in Kaufhaus-Fahrstühlen. Oder auf der nächsten Rebirthing-Seance des örtlichen Esoteriker-Kreises. Der Song sei nicht mehr die Grenze, schwallt weise das Info. Schade aber auch, denn den Film dazu können wir ja nicht sehen. “Storytelling” ist letztlich nur in einem außergewöhnlich: Es ist außergewöhnlich langweilig! Leise, ganz leise machen wir uns aus dem Staub.
2/12 Patrick Großmann
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