Album Nummer 16 – wohlgemerkt nur die regulären. Alles beim alten, aber nicht alles wie immer. Denn wenngleich in jedem Ton, jedem Fiepsen und jedem näselnd und sexy dahin gehauchten Wort zu hundert Prozent Sonic Youth steckt, ist hier – wie so oft bei ihnen – erst mal Überraschung. Jedoch nicht, wie in den letzten Jahren zumeist, weil man erst mal nichts versteht und sich vieles mühevoll erarbeiten muss, was die New Yorker Institution sich an mäandernden Feedback-Kaskaden ohne erkennbare Songstruktur da wieder zusammen geschraubt hat. Eher schon das Gegenteil: Auf “Murray Street” geben sich Sonic Youth geradezu poppig – natürlich alles im Rahmen dessen, was ihnen an Popgrad so gerade eben möglich ist. Eine echte Single oder Mitschwof-Refrains sucht man auch hier vergebens. Doch zumindest sind die Melodien zutraulich, die Gitarren oft freundlich und warm im Klang, man erkennt hin und wieder den ernsthaften Wunsch zur schlichten Schönheit. Wenngleich auf eine schläfrige, heroineske Weise, mit der man sich erst anfreunden muss. Nichts springt einen an, vieles ist, wie auch auf ihrem letzten Major-Album “NYC Ghosts & Flowers”, im kontinuierlichen Fluss und manchmal minutenlang wabernd. Doch dazwischen gibt es Melodien mit Wiedererkennungswert, die man gerne häufiger hören möchte. Und so beginnt sich auch der Rest Stück für Stück zu erschließen. Eins ist klar: Platten mit einer solchen Abgeklärtheit, distanzierten Detailbesessenheit und klanglichen Flexibilität nimmt man nur auf, wenn man niemandem, noch nicht mal sich selbst, irgendetwas beweisen muss. So klingen nur alte Meister an einem guten Tag.
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