Wäre das relaxte “One More Cup Of Coffee” nicht von Bob Dylan bekannt und hätte “Hey Joe” nicht schon so viele Adaptionen zuvor erlebt, würden drei Viertel der Hörer vermutlich sämtliche Songs für Eigenmaterial halten und dem Album darüber hinaus ein Konzept zuschreiben. Schon die Eröffnung mit Bukka Whites “Funny In My Mind (I Believe I’m Fixing To Die)”, ein vom perkussiven Groove getragener Bluesrocker mit hypnotischer Note, trägt den Plant-Stempel ganz vorne auf der Stirn und wäre auch auf den späteren Led Zeppelin-Alben alles andere als negativ aufgefallen. Plant und seine Band The Strange Sensation sind allerdings auch maßgebliche Co-Autoren dieses Songs. Man mag es kaum glauben, aber der wunderschöne “Song To The Siren”, schon von Tim Buckley unvergesslich herzergreifend interpretiert, gewinnt hier tatsächlich noch an Tiefe und Intensität. Und von “Hey Joe” liefern Plant & Co. eine höchst originelle, wenn nicht sogar die einzig wirklich nötige Version seit Hendrix. Lediglich “Last Time I Saw Her” und “Red Dress”, ebenfalls schwer Led-Zep-verdächtig, führen allein Plant und seine fünf Musiker (darunter den langjährigen The Cure-Gitarristen Porl Thompson) als Urheber. Doch das macht gar nichts, denn die Art, wie hier gecovert wird, hat ihren ganz eigenen Charme und ist unglaublich homogen und abwechslungsreich zugleich. Man spürt förmlich die Generationen an musikalischer Erfahrung und die Faszination für Techniken anderer Musikkulturen (z.B. der arabischen), die der bald 54-jährige da dezent hat einfließen lassen. “Dreamland” ist eine großartige Platte zum zu Hause hören und entdecken, (hoffentlich) auch für Menschen unter 30.
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