Eine Band und ihre Liebe zum Raum. Bei Interpol beginnt alles mit einer weitflächig verhallten, glasklaren Gitarrenfigur, die mitten im Nichts zu stehen scheint. Dass der daraufhin mit dem Schlagzeug ins Bild kullernde Bass die jeweils erste Note stoisch einen Halbton daneben zimmert, merkt man erst bei analytischer Auseinandersetzung. Solch Flirt mit Schrägheiten ist gewollt und verleiht “Untitled” jene Portion Strangeness, die einst auch “Cannonball” von den Breeders zur Hymne adelte. Doch liegen die Referenzen der vier New Yorker Musiker fraglos anderswo: Mal abgesehen von einer stimmlichen Nähe zu den Talking Heads sowie Jim Morrisson ist “Turn On The Lights” zutiefst britisch gefärbt. Vor allem The Smiths und Joy Division lassen grüßen, etwa wenn sich “Obstacle 1” mit Schwung und schroffer Verzerrung nach vorn achtelt oder der glänzend arrangierte Namensvetter “Obstacle 2” präzise kleine Leberhaken austeilt. Im Direktvergleich mit den Retro-Nachbarn The Strokes haben Interpol eindeutig die Nase vorn, weil es eine erkennbare Transferleistung gibt. Dafür sorgen sowohl eine deftige Kelle Punk-Attitüde, als auch ein stets präsenter Ambient-Touch. Einzig bei “Say Hello To The Angels” geraten die Johnny Marr-Anleihen allzu offensichtlich. Dennoch: Ein Trip, den man immer wieder unternehmen möchte.
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