Gretchenfrage: Wie lange braucht es, bis man eine Platte verinnerlicht, verstanden, liebgewonnen hat? Zwei, drei, vier, oder gar zehn Durchläufe? Smoke Blow scheißen auf derartige Überlegungen, und knallen einem mit dem Opener Sick Kid 85 derart einen vor den Latz, dass die obligatorische Frage nach Lachen oder Weinen nur noch theoretischer Natur ist. Ein musikalischer Coitus Interruptus, der bereits nach 56 Sekunden seinen ersten Höhepunkt findet: im Refrain. Dreckig, treibend, hymnisch, eingängig. Wahnsinn! Klar, denkt man jetzt, das war der Vorgänger auch schon. Doch Smoke Blow gehen hier noch einen ganzen Schritt weiter: Nämlich in die Mitte, dorthin, wo es weh tut. Mit German Angst ist dem Kieler Halbdutzend das Kunststück gelungen, sich endgültig in seine eigene Liga zu katapultieren. Denn es will einem partout keine vergleichbare Band einfallen, die auf der einen Seite schmutzig, rau und ungeschliffen, auf der anderen Seite hingegen derart catchy und mitreißend rüberkommt, dass man bereits nach dem ersten Song nur noch ein debiles Grinsen in der Fresse kleben hat. Daran nicht ganz unbeteiligt: Frontsau Jack Lettens neuer Saufkumpan MC Straßenköter, der dem Sound der Band das gewisse eigenständige Etwas verleiht. Bellen, kläffen, knurren – die alte räudige Töle kann alles, und es würde einen nicht wundern, prangte auf diesem Album der Warnhinweis Vorsicht: Tollwutgefährdeter Bezirk. Das folgende Alligator Rodeo kann den Opener noch mal toppen, findet aber im anschließenden Hate Kill Destroy endgültig seinen Meister: Wer oder was will diesem Refrain noch eins draufsetzen? Turbonegro vielleicht? Viel Glück dabei. Das an die Misfits erinnernde Dancing With The Dead ist zwar nur guter Durchschnitt, wird aber von den nachfolgenden Circle Of Fear oder Media Blizzard locker wieder aufgefangen. Ergo: Wer sich ernsthaft als dreggigen Rogga bezeichnet, kommt an German Angst auf gar keinen Fall vorbei.
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