Sicher hat man von Beck erwartet, stilistische Grenzen aufzubrechen, Tradition mit Innovation zu verbinden und somit seiner eigenen Tradition zu folgen. In diesem Punkt hat uns Beck enttäuscht, denn ganz genau das hat er gemacht. So führt er in “Milk & Honey” quasi Lenny Kravitz ad absurdum, in dem er den für Kravitz typischen Funk’n’Roll mit billigen Computersounds aus den Achtziger Jahren Marke Yellow Magic Orchestra oder Devo anreichert. Ein Beispiel von insgesamt elf, denn in jedem der Songs auf “Midnite Vultures” steckt eine genreübergreifende Kombination, die man auch als Parodie auf bestehende Muster verstehen könnte. Beck sagte einmal, dass er die Leute nur zum Bumsen bringen will. Doch trotz seiner neuentdeckten Fähigkeit, wie Lenny Kravitz (“Debra”) oder Prince (“Peaches & Cream”) singen zu können, ist “Midnite Vulture” natürlich kein wirkliches Fick-Album geworden. Beck flirtet. Mit allem, was ihm unterkommt, bändelt er an, kein Instrument, dass nicht seinem charmanten Augenaufschlag erliegt. Ganze Background-Chöre verfallen seinem Trieb, es mit allem zu treiben, was Geräusche verursacht. Synthetik und Klassik jubelt uns Beck unter, als wäre es das Normalste der Welt, organische Sounds und elektronische Klänge kommen als Einheit daher. Ein typischer Beck also? Ja! Und genau das ist gut so. Denn Becks “Mitternachts-Geier” warten auf das Verenden von Dutzenden von Klischees und hunderter festgefahrener Muster, um sich dann genüsslich über alles herzumachen. Was wir auf “Midnite Vultures” zu hören bekommen, ist sozusagen ihr Mageninhalt.
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