“Bollo” nennt die Szene bekanntlich die Art moshigen Tough-Guy-Hardcores, die sich durch maximales, vom Leben angesäuertes Aggressionspotenzial auszeichnet und in Gang- und Hooligan-Mentalität hereinragen kann. Pro-Pain waren in den 90ern geistig die Vorväter der Strömung, während sie musikalisch parallel zu Biohazard und Merauder die Grundlagen für den Metalcore schufen. Sie waren umstritten wegen ihrer plumpen Art, eines Songs wie “The Stench Of Piss”, der in “Taxi Driver”-Manier Ekel vor dem Abschaum äußerte und wegen Coversong und Toursupport für Deutschlands dämlichste Band, deren Namen nicht genannt werden soll. Den haben allerdings auch Motörhead absolviert. Und so sehr das nach erzwungener Überleitung wirkt: Mit Lemmys genialem Monotonie-Rock’n’Roll haben Pro-Pain mehr gemeinsam als das Vorspiel für besagte Flachpfeifen. “The Age Of Tyranny” prügelt einem nämlich neben schnellem Oldschool-Hardcore, metallischen Gitarrensoli und basslastigem Kniekehlen-Groove auch eine Menge rotzigen Rock’n’Roll um die Ohren, der direkt aus Lemmys Feder geflossen sein könnte. Dengeldengeldengeldengel – brüll! Die Texte spucken immer noch subtil wie ein Bildzeitungskommentar gegen Bush und die da oben, wobei es schon fast humorvoll wirkt, wie bei “All For King George” der Chor hinter dem Gebrüll säuselt und Slogans wie “Fuck the system!” ohne ein Wimpernzucken als “words of wisdom” bezeichnet werden. Die Riffs und Songstrukturen sind abgegriffen, ohne Erinnerungswert, tausendmal gehört. Gerade deshalb funktionieren Pro-Pain aber immer noch, denn akustische Kneipenschläger scheren sich nicht um Innovation. Amüsant.
weitere Platten
Voice Of Rebellion
VÖ: 19.06.2015
The Final Revolution
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20 Years Of Hardcore
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Absolute Power
VÖ: 07.05.2010
Run For Cover
VÖ: 25.08.2003
Round 6
VÖ: 23.10.2000
Contents Under Pressure
VÖ: 30.11.1999
Act Of God
VÖ: 01.01.1999