Tim DeLaughter kommt aus Austin, Texas, und ist ein größenwahnsinniger Positivist. Er wollte Musik kreieren, die wie Walt Disney klingt und dabei eine aufputschende Kraft hat. Also gründete er einen Chor nebst Orchester, steckte die 25 Musiker in weiße Roben und ließ sie himmelsstürmende Hymnen singen, wie wir sie noch nie zuvor gehört haben. Mit Pauken und Trompeten instrumentiert, mit Dutzenden flirrenden Stimmbändern besungen, schieben sich Stücke wie “It’s The Sun” und “Soldier Girl” in deine Sinne. Eine friedliche Armee, die mit offenen Armen alles Böse überrennt. Man drückt beim Hören automatisch das Kreuz durch, grinst leicht hippieesk und schwenkt Kurt Masur-mäßig die Arme – tatataha! Wie Grandaddy, The Flaming Lips und Mercury Rev stürzen sich The Polyphonic Spree in himmelblaue Harmonien, nur ist hier alles viel pompöser. Was ist das? New-Gospel? Eine singende, klingende Pop-Sekte? Ein entwachsener Schulchor im Endorphin-Rausch? Vor allen Dingen ist das Debüt “The Beginning Stages Of…” in seiner Konsequenz einzigartig und erfrischend. In England und den Verblendeten Staaten von Amerika ist das Album schon eine Weile raus und natürlich hipper Kram, denn so ein weiß gewandeter Indie-Pop-Chor biegt nicht alle Tage um die Ecke. Schon im August letzten Jahres spielten The Polyphonic Spree auf dem legendären Londoner Meltdown-Festival, eingeladen vom damaligen Festival-Kurator David Bowie. Dass Tim DeLaughter hernach von Augenzeugen als singende Jesus-Inkarnation bezeichnet wurde, mag an seinem Gestus liegen. In der Tat ist er gläubiger Christ, will sich aber auf keiner religiösen Mission befinden: “Es geht uns einzig um die Liebe zum Leben”, sagt er. Bei all dem Getose und Gesinge fällt jedoch erst beim fünften Hören auf, dass vier der zehn Polyphonic Spree-Lieder recht schmalbrüstige Kompositionen sind. Dieses Album ist wie Prozac – zuweilen wirkt es Wunder, auf Dauer hilft es nicht. Man sollte es aber im Haus haben.