“Youth And Young Manhood” ist zuerst mal eins: ein verdammt ausgekochtes Schlitzohr von einem Album. Vier zugewachsene Gestalten, gewandet in Retro-Outfits wie aus einem “Original Hippie Wannabe”-Katalog, die allesamt auch noch auf den gleichen Namen hören, geben sich musikalisch derart reif und abgehangen, als ob dieses Werk ihr letztes vor dem Split sein sollte. Stimmt aber nicht. Es ist ihr erstes. Name und Logo lassen auf ein weiteres garagiges Machwerk schließen, dass auf der Abschussliste aller Rock’n’Schweiß-Liebhaber ganz oben stehen müsste. Stimmt auch nicht. Die ersten Töne des Openers “Red Morning Light” bestätigen dann diesen Eindruck und man rechnet mit einem zünftigen “Yeah, owwwwlllrrrroight”. Stimmt natürlich wieder nicht. Trotzdem vermarkten US-Medien und die zuständige Plattenfirma die Predigersöhne als das nächste große Ding. Das stimmt wenigstens. Denn was die Kings Of Leon mit dem Rock’n’Roll machen, gehört definitiv unter die “So gehört sich das!”-Kolumne sortiert. Mit einer schier unfassbaren Weitsicht instrumentieren sie ihre Songs, deren Strukturen eigentlich ziemlich altbacken sind. Anstatt mit Wucht auf den Käse zu hauen und mit zornesrotem Gesicht Flammen und pralle Milchdrüsen zu bewundern, lassen die Kings den Punk die Tür von außen zumachen, suhlen sich im Southern Rock und provozieren wieder einmal den redundanten Whiskey-Vergleich: Rau, aber nicht rüde, reif, aber nicht alt, gekonnt und nicht gewollt. In den Lyrics wird geliebt und gehasst, gesoffen und gemenschelt, dass es eine wahre Freude ist. Ihr Sound bringt so unterschiedliche Helden wie Mule, P.W. Long, Lynyrd Skynyrd, Ten Benson, The Strokes oder The Outsiders unter einen Hut. Ihre Jugend auf der Straße im Schlepptau des Prediger-Papas hat sie geprägt, keine Frage. “Youth And Young Manhood” ist Gospel für das neue Jahrtausend, eine Verbeugung vor den Mythen und Riten des amerikanischen Rock’n’Roll und zweifellos eines der besten Alben dieser Tage.
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