Es dauert nicht lange, bis man merkt: Diese Jungs haben Talent. Großes Talent. Der seltsam versandende, gleichwohl fesselnde Einstieg “Tautou” lässt bereits aufhorchen, und schon mit der zweiten Nummer “Sic Transit Gloria… Glory Fades”, die 80s-Pop á la Cars mit dem Sound und Appeal von Bands wie Finch und Taking Back Sunday verbindet und das ganze noch mit einem herausragenden Harmonieverständnis koppelt, schnappen sich Brand New den Hörer am Schlawittchen und lassen ihn bis zum Ende des Albums nicht mehr los. Spannende Arrangements und tolle Melodien sind hier bereits die halbe Miete, und dazu kommt mit Jesse Lacey ein einnehmender Sänger und Lyriker, dem man zuhören will, ja muss, weil er es so ernst meint. Wer glaubt, dass schon alle traurigen Geschichten erzählt, alle rührenden Songs geschrieben wurden, der täuscht sich: “Play Crack The Sky” ist ein torkelnder Abschiedssong auf Leben und Liebe, der als Schiffsunglück inszeniert wird, und selbst “Guernica”, das Lied für und über den krebskranken Opa gerät nicht kitschig, sondern trotz allem eher hoffnungsvoll. Brand New pendeln zwischen tobenden Wasserfällen und ruhig strömenden Flußläufen, ohne ins gängige Laut-/Leise bzw. Emo-/Aggro-Schema zu rutschen. Die stimmungsvoll eingesetzten zweistimmigen Choräle, erinnern an Jimmy Eat Worlds pastorale “Clarity”-Zeiten, in Sachen Pop-Appeal blitzen ab und an die (neueren) Foo Fighters durchs Emotionsdickicht, während immer wieder ausgefeilte New-Wave-Bassfiguren die Songs nach vorne tragen (“Okay I Believe You But My Tommy Gun Won’t”). Nahezu jeder Song gerät zum kleinen Film, mit Spannungsbogen, überraschenden Wendungen und dem richtigen Gefühl für Rhythmus und Timing. Und selbst für liebevolles Blättern zurück im Rocklexikon ist Platz – siehe das Finale von “Good To Know That If I Ever Need Attention All I Have To Do Is Die”, in dem sich vor den Eagles verbeugt wird. Das tolle Artwork schließlich rundet ein Werk ab, das man bedenkenlos empfehlen kann.
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