Darüber, dass sich HipHop seit einiger Zeit in der kreativen Sackgasse befindet, wird gern und oft lamentiert. Immerhin gibt es aber selbst unter Platin-Rappern noch ein paar kreative Köpfe, die nicht grundsätzlich auf Nummer sicher gehen, sondern sich mit jedem Album ein Stück weit neu erfinden und damit kommerzielle Risiken eingehen. OutKast etwa darf man zu den experimentierfreudigeren HipHoppern zählen, die sich auch diesmal nicht darauf beschränken, alte Hits wie “Ms. Jackson” oder “So Fresh, So Clean” neu aufzubereiten, sondern konsequent ihrer eigenen Vision folgen. So ist das neue Doppelalbum des Duos aus dem dreckigen Süden dann auch eine recht sperrige Angelegenheit geworden – oder auch: zwei sperrige Angelegenheiten. Denn eigentlich handelt es sich hier um zwei Soloalben: “Speakerboxxx” geht auf Big Bois Kappe, für “The Love Below” zeichnet André 3000 verantwortlich. Entsprechend unterschiedlich klingen die beiden CDs dann auch. Big Boi, der Pimp, ist dabei etwas stärker im klassischen HipHop verwurzelt, hat hier aber dennoch eine recht freischwebende Produktion gezimmert, die man angesichts der teilweise sehr ungewöhnlichen Beats durchaus wegweisend nennen darf. Nicht weniger unkonventionell geht André 3000, der Poet, an die Sache heran – allerdings von einer anderen Seite. Hier werden einige Jahrzehnte schwarzer Musik komprimiert und mit einer swingenden Produktion gekoppelt, die eher zukunftsweisend als nur state of the art ist. Dass bei fast zweieinhalb Stunden Spielzeit auch der eine oder andere überflüssige Track vertreten ist, gehört dann wohl einfach dazu. Trotzdem: Wären mehr Rapper so wagemutig wie OutKast, wäre es um HipHop weit besser bestellt.