Erinnert sich noch jemand an ‘Quiet Is The New Loud’, dieses – natürlich größtenteils von den englischen Medien – ausgerufene Trendding von vor drei Jahren? Monatelang lang sprach man von nichts anderem mehr, der ‘NME’ rief die Zeit des ‘New Acoustic Movements’ aus. Und selbst auf Ibiza begeisterten die angeblichen – und bezeichnenderweise auch in weiser Voraussicht, obschon ungewollt so benannten – Könige der Annehmlichkeit ganze Houseclubs mit ihren stillen, verhuschten und anrührenden Liedern. Die Bewegung war so schnell passé wie eine Akustikgitarre verklingt; die damals erschienenen Platten sind uns geblieben. Doch ihr Strahlen für die intimen Momente des Lebens verblasst ganz und gar im Angesicht des zweiten regulären Kings Of Convenience-Albums. Denn jenes ist nicht nur bezaubernd, sondern in einer defensiven Weise einnehmend, atemberaubend und unwiderstehlich, dass man am liebsten all seine Rockplatten zum Fenster hinaus werfen und zur Batik-tragenden Eso-Tante mutieren würde. Sicher, es ist hippiesk, dieses liebevolle Umgarnen des Ohrs mit zarten, geheimnisvollen Melodien, vorsichtigen Akustikgitarren und ganz sparsam an strategisch wichtigen Stellen eingesetzten Instrumenten wie Trompete, Banjo, Bass und manchmal gar einem leichten Schlagzeug. Es klingt nach Cat Stevens und Räucherstäbchen, nach Picknick im Kornfeld und Simon & Garfunkels Söhnen; letzteres ganz enorm sogar: ihre zweistimmigen Melodieführungen haben im ersten Moment fast etwas Geklautes. Aber es ist schön. Unendlich schön. Denn es zeigt, wie man mit minimalen Mitteln, herausragenden Kompositionen und einem vollkommen subtil swingenden Bossa-Vibe ganze Gefühlsberge versetzen kann. “Die einfachen Freunden sind das letzte Refugium des Komplexen”, sagte einst Oscar Wilde. Die Kings haben verstanden. Und der Autor ist verliebt in Musik, die den fragilen Moment absoluter Wahrhaftigkeit feiert.
weitere Platten
Peace Or Love
VÖ: 18.06.2021
Declaration Of Dependence
VÖ: 25.09.2009
Quiet Is The New Loud
VÖ: 29.01.2001