Nick Cave & The Bad Seeds
Abattoir Blues/The Lyre Of Orpheus
Text: Tanja Stumpff
Direkt klingen sie, die insgesamt 17 Songs, die in einem Pariser Studio auf altem Analoggerät eingespielt wurden, das normalerweise von Jazz-Musikern genutzt wird. “Get Ready For Love” heißt die hymnische Eröffnung des “Abattoir Blues”, die mit treibenden Drums, kräftiger Instrumentierung und einem unbändigen Chor die Koordinaten setzt. Das Wechselspiel zwischen der dunklen Stimme Caves und dem ausgelassenen London Community Gospel Choir ist gewöhnungsbedürftig, ein Moment der (unfreiwilligen?) Komik lässt sich nicht leugnen. Eine berührende, gebrochene Ruhe kehrt mit der “Cannibal’s Hymn” ein; mit gepressten Gesang und rhythmisch gesetzter Instrumentierung gestaltet sich “Hiding All Away” als Reise in die Cavesche Vergangenheit, der Chor setzt gelungen neue Akzente, bevor er gen Ende ausufert; der “Nature Boy” findet gar zu poppiger Leichtigkeit, die ihm gut steht. Der verspielten Farbigkeit des Blues im Schlachthof, die ab und an in Plakativität umschlägt, steht die relative Nüchternheit der orphischen Leier entgegen. Jim Scalvunos’ kraftvolles, treibendes Spiel am Schlagzeug wird nun durch die ruhigeren Schläge Thomas Wydlers ersetzt, so dass die Instrumentierung reduzierter unter die Haut geht und Caves Stimme insgesamt mehr Raum gelassen wird. Düster und gespickt mit textlicher Komik hält “The Lyre Of Orpheus” die Spannung, die Selbstironie von “Easy Money” kommt berührend traurig daher, und “Spell” entfaltet seinen unwiderstehlichen Zauber. Im Jenseits der Plakativität entsteht das gewisse Etwas, und auch der vom Chor getriebene Endpunkt “O Children” wirkt passend und schließt den Kreis.
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