Sie mussten reagieren. In irgendeiner Form mussten U2 auf die Weltgeschehnisse seit ihrem Verbrüderungsaufruf “All That You Can’t Leave Behind” reagieren. Und wenn es nur mit dem Albumtitel ist: “Wie man eine Atombombe entschärft” – direkte Antworten darauf gibt es seltsamerweise nicht vom Papstbesucher Bono. Nur indirekte in Form behutsamer, durchaus unkonventioneller Songaufbauten sowie einen ähnlich wuchtigen Gesamtsound wie bei “Achtung Baby!” Nachdem alle Stilmittel der Band schon in den Opener “Vertigo” gepackt wurden, kann eine eher unkommerzielle U2-Platte beginnen. Kaum Hits gibt es, es überwiegen sich gemächlich steigernde Orkane wie “Sometimes You Can’t Make It On Your Own” oder “Love And Peace Or Else”, das eine balladesk, das andere ein angezerrter Roadsong zwischen “The Fly” und “Heartland”. Beide aber, und das ist bezeichnend, sind ohne klare Richtung. U2 2004 wirken ein wenig verloren im Jetzt, in sich selbst zurückgezogen, nicht willens, klare Ansagen zu machen. Die Platte lebt nicht durch Hooklines oder Massenhysterie, stattdessen schafft die Band mit “Miracle Drug” inklusive tollem Solo von The Edge einen ihrer ganz eigenen Karrierehöhepunkte. Und “One Step Closer” oder “Yahweh” überzeugen angenehm unaufdringlich und stilsicher zum Ende einer Platte, die die größte Band der Welt überraschend orientierungslos zeigt. Irgendwie ist das beruhigend.
weitere Platten
Songs Of Surrender
VÖ: 17.03.2023
Songs Of Experience
VÖ: 01.12.2017
Songs Of Innocence
VÖ: 10.10.2014
No Line On The Horizon
VÖ: 27.02.2009
All That You Cant Leave Behind
VÖ: 30.10.2000
The Joshua Tree (30th Anniversary)
VÖ: 01.01.1900