Hole
Pretty On The Inside (Platten der Neunziger)
Text: Alexandra Brandt | Erschienen in: VISIONS Nr. 88
Women in rock: Mittlerweile werden nicht mehr allzu viele Worte darüber verloren, Musikerinnen werden in der alternativen Landschaft zum Ende der Neunziger Jahre, wenn auch noch nicht als Selbstverständlichkeit, so doch immerhin nicht mehr als exotische Ausnahmeerscheinung betrachtet. Aber zurück ins Jahr 1991: Der Kreis bekannterer Künstlerinnen war mit Kim Gordon von Sonic Youth, L7, Lydia Lunch und den Babes In Toyland überschaubar, und das, was später unter dem Sammelbegriff Schlampen-Rock bzw. Riot-Grrrl-Bewegung zusammengefasst wurde, befand sich in den Kinderschuhen. Zu sagen, dass Hole, die 1991 mit ihrem Debüt “Pretty On The Inside” in diesen Zirkel hereinplatzten, diese Strömung losgetreten hätten, wäre übertrieben – aber eine Menge Aufmerksamkeit haben sie definitiv erregt. Eine gewisse Courtney Love präsentierte sich offensiv schlampig in zerschlissenen Schulkleidchen, mit verschmiertem Lippenstift und ohne Hemmungen – ein weiblicher Loudmouth, der zu diesem Zeitpunkt ohne rechten Vergleich blieb. Dass Hole (hier in der ersten Besetzung, von der heute nur noch Courtney und Gitarrist Eric Erlandson übrig geblieben sind) nicht gerade virtuose Musiker waren – Nebensache. Songs wie “Teenage Whore”, “Good Sister/Bad Sister” oder das Titelstück schlugen so wütend, rotzig und ungefällig auf den Hörer ein, dass Dinge wie Produktion oder soundtechnische Finessen getrost außen vor bleiben durften. “Pretty On The Inside” ist ein Statement, dessen Deutlichkeit Hole mit den darauf folgenden, geschliffeneren Alben nicht mehr reproduzieren konnten.
weitere Platten
Nobody's Daughter
VÖ: 23.04.2010
Celebrity Skin
VÖ: 14.09.1998
Live Through This
VÖ: 08.04.1994
Pretty On The Inside
VÖ: 27.09.1991