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    Porcupine Tree
    Deadwing

    VÖ: 28.03.2005 | Label: Lava
    Text: Quintus Berger / André Boße
    Vier-Ohren-Test
    Porcupine Tree - Deadwing

    Brillant und anspruchsvoll? Oder perfektionistisch statt inspiriert? Porcupine Trees “Deadwing” im Vier-Ohren-Test.

    Die vier Übermusiker um Steven Wilson und Richard Barbieri haben sich einmal mehr selbst übertroffen. Perfekter, dabei äußerst spannend, spielt derzeit niemand progressiven Rock. “Deadwing” bremst seinen sehr guten Vorgänger “In Absentia” (2003) noch um Längen aus. Denn hier spielen Steven Wilson und Co. mit den verschiedensten Stilrichtungen, als hätten sie diese allesamt höchstpersönlich erfunden. Da ist es egal, ob es sich um mit abgehackten Rhythmen und Tempowechseln angereicherten Riffrock, bei “Open Car” etwa, oder industrialisierte Spaceklänge à la “Halo” (inklusive eines abgedrehten Solos vom legendären King Crimson-Gitarrist Adrian Belew) handelt. “Led Zeppelin trifft Grunge”-Inspiriertes vom Schlage des mächtigen “Shallow” hat ebenso seinen Platz wie das tiefgründig groovige “The Start Of Something Beautiful”. Einen beinahe beängstigenden Level an Perfektion hat die Gruppe dazu in der Referenzklasse ihres Genres entwickelt – dem überlangen Epos. Mit dem verschachtelt aggressiven Titeltrack, dem abwechselnd atmosphärischen oder knüppelharten “Arriving Somewhere But Not Here” und dem coolen Pink Floyd-Tribute “Glass Arm Shattering” können hier gleich drei Exemplare von seltener Brillanz genossen werden. Porcupine Tree sind die aktuell unangefochtenen Könige der anspruchsvoll rockigen Klänge.
    11/12 Quintus Berger

    Klar, die beherrschen ihr Handwerk mit – wie man zu Recht sagt – “beängstigender Perfektion”. Arrangierweltmeister, großartige Musiker – der Respekt ist zwangsläufig auf ihrer Seite. Und wer etwas dagegen sagt, der schätzt sie wohl nicht, die wahre Kunst des Könnens, was? Aber mal ehrlich: Müssen die uns das andauernd beweisen? Es gibt auf dieser Platte einen Song namens “Lazarus”. Eine einfache und hübsche Klavier-Pop-Ballade. Die ist toll, denn da hat ein kluger Kopf gesagt: “Lass uns die mal schlicht halten.” Weniger ist mehr, und so. Aber danach legen sie wieder los: “Halo”, da geht’s um Glaubensfragen, oder – nomen est omen – “Arriving Somewhere But Not Here”, bei dem es mittendrin richtig zur Sache geht, weil Porcupine Tree auch Heavy können. Das Lustige ist: In ihrem Experimentierfluss ist die Band irgendwann genau so berechenbar wie jeder x-beliebige Pop-Act. Ruhiges Intro, harte Eröffnungsriffs, erste Strophe. Panorama-Refrain – gerne sanft –, hartes Zwischenriff, zweite Strophe. Zweiter Refrain (doppelt so lang), Gitarrensolo, ellenlanges Outro. Für viele Leute wird diese Platte eine Offenbarung sein. Sie werden nicht verstehen, wie man diese Musik überhaupt kritisieren kann. Ganz einfach: Porcupine Tree sind der FC Chelsea der Gitarrenwelt. Perfektion statt Inspiration. Kühler Respekt? Ja. Heiße Bewunderung? Nein.
    5/12 André Boße

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